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Rezension zu
Rücksichtslos

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Authentischer Blick hinter die Kulissen und in die Persönlichkeit Des „Chefs“.

Von: Michael Lehmann-Pape
01.12.2017

In den letzten Jahren ist es, öffentlich, ruhiger geworden um Scientology, sieht man von durchgeplanten „Events“ vor allem mit Prominenten und an deren Spitze Tom Cruise ab. Wobei gerade im Fall von Cruise und der Trennung von seiner Frau all die unschönen Vorwürfe gesammelt noch einmal zu Tage traten. Dieses „wer nicht für uns, ist gegen uns“ samt Versuch, das gemeinsame Kind bei Scientology um fast jeden Preis zu belassen. Sei es der Abbruch aller Beziehungen vor allem zu jenen, die „aussteigen“. So, wie David Miscavige, Chairman der vermeintlichen „Kirche“ und direkter Nachfolger des verstorbenen Ron L. Hubbard, des Gründers, seine eigene Frau dann irgendwo in einem der Stützpunkte „entsorgt“ hat. Nun greift der Vater des Scientology-Leiters zur Feder und schildert biographisch und aus dem Inneren der Vereinigung selber heraus (auch er war Teil von Scientology), wie die Vereinigung „von Innen“ her funktioniert, welchen Stil genau sein eigener Sohn dabei entfaltet und geprägt hat und, lebensgeschichtlich, warum vielleicht David Miscavige sich in dieser Richtung entwickelt hat. Und es ist ein erschreckendes Dokument, soviel kann vorweggesagt werden. Auch wenn Ron Miscavige doch hier und da ins plaudern über sich selbst kommt und dringend noch einmal richtigstellen muss, dass an gewichtigen Vorwürfen gegen ihn wirklich „nichts dran war“, insgesamt gelingt es dem Autor doch, sich auf sein Objekt, den eigenen Sohn, zu konzentrieren. Der von seiner Seite aus, getraue den Scientology Maximen, völlig mit dem Vater gebrochen hat. Und der, das vor allem, ein Mensch zu sein scheint, den Macht tatsächlich einerseits hochgradig anzieht (er will das Sagen haben), der aber andererseits durch Macht ebenfalls hochgradig „ korrumpiert“ wird und der „seinen Laden“ mit unerbittlicher Hand, häufigen Wutausbrüchen, kühlen „Abkanzelungen anderer“ vor versammelter Mannschaft (und ja, auch sein Vater blieb da nicht außen vor und musste auch in breiter Öffentlichkeit eine gute Stunde Tiraden über sich und seine nichtswürdige Person ergehen lassen). Wobei „das Loch“, ein Bürogebäude auf einem Gelände von Scientology, dem dann die Krone aufsetzt. Vergitterte Fenster, bewachter Zugang, „Reinigungsort“ für alle, die in den Augen des Chefs Versager sind, Psychoterror täglich und auch handgreifliche, demütigende Handlungen bis hin zum Anspucken jener, die David Miscavige „zum Abschuss“ freigegeben hat. Gut im Blick hat Ron Miscavage bei all dem Persönlichen über und um seinen Sohn herum auch den Blick für die innere Struktur der „Weltveränderer“ und deren Veränderung im Lauf der Jahre, je mehr sich Hubbard selbst (auf See im Rahmen der „Seaorg“, jahrelang in einem Wohnmobil oder in seinem, nicht vielen bekannten, Appartment) aus der aktiven Leitung zurückzog und je mehr es David Miscavige gelang (vertraut man seinem Vater), strategisch mit aller Macht sämtliche möglichen Konkurrenten um den direkten Zugang zum „Meister“ oder was seine Nachfolge angeht, auszuschalten (bis hin zu Bedrohung, Einbruch, Zerstörung von Münztelefonen etc,). „Letztlich passte Davids (immer schon stark vorhanden) „Lust am Siegen“ (selbst bei harmlosen Gesellschaftsspielen) genau zu dem, was in der Folge geschah“. So verbleibt am Ende ein Erschrecken über das, was Menschen bereit sind, mit sich machen zu lassen und eine klare Erkenntnis, das hinter dem Deckmantel einer „Kirche“ (wohl nur so organsiert, um Steuern zu sparen) dem Machtbewusstsein und unbedingten Machtwillen eines körperlich zu klein geratenen Mannes von Jugend an eine Möglichkeit in den Schoß warf. Die dieser nach allen Seiten hin egozentrisch, egoman und für alle anderen destruktiv ausnutzt.

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