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Rezension zu
Die Meinung der anderen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

»Die Meinung der Anderen. Wie sie unser Denken und Handeln bestimmt – und wie wir sie beeinflussen« von Tali Sharot

Von: Shaakai
23.11.2017

Wenn Sie dachten, daß Sie eine Meinung haben, überdenken Sie das besser noch einmal: ist es wirklich die Ihre oder haben Sie sich doch von der Meinung der anderen anstecken lassen und sie als die Ihre übernommen? Wenn ja – und das passiert öfter als sie gemeinhin glauben – sind auch Sie ein Opfer der Meinung der anderen geworden. Warum wirken einige Menschen glaubhafter als andere auf uns, obwohl sie ihre Meinungen gar nicht mit Beweisen unterlegen. Was hat Einfluß auf unsere Meinungsbildung und warum sind Bewertungslisten im Internet nicht so aussagekräftig, wie man oftmals denken will. Diesen und anderen Fragen geht Tali Sharot – derzeit Professorin am Institut für experimentelle Psychologie der University of London – in ihrem Buch »Die Meinung der Anderen. Wie sie unser Denken und Handeln bestimmt – und wie wir sie beeinflussen« (Siedler 2017) nach. Viele der grundsätzlichen Aussagen kennt man intuitiv schon – vielleicht ist man auch schon von der Lektüre anderer Bücher, wie bei mir Gustave Le Bons »Psychologie der Massen«, vorgeprägt – doch Sharot geht aufgrund ihrer Ausbildung diese Fragestellungen nicht auf einer soziologischen Ebene an, sondern holt den Leser mit der Biopsychologie ab. Allein das ist schon ein extrem spannendes Forschungsfeld, um dessentwegen sich die Lektüre dieses Buches lohnt, denn wahrscheinlich ist den meisten auch ohne den Fingerzeig der Psychologie bewußt, daß sie, wenn sich die Bewertungen bei Amazon durchscrollen, ein Meinungsbild erblicken, das aufeinander aufbaut und keineswegs so unabhängig ist, wie die Schreibenden es meist selbst glauben. Doch wenn es um die neurologischen Prozesse hinter diesem eigentlich so menschlichen Verhalten geht, endet bei den meisten von uns das Verständnis. Man kann sagen, daß es so ist, weil man tagtäglich damit konfrontiert wird und selbst in diesem Mechanismus steckt – doch warum, das erklärt Sharot in recht einfachen Worten. Es ist ein Sachbuch, das muß man sich vor Augen führen, und so ist auch die Herangehensweise der Autorin. Sie nähert sich ihren Lesern eher als Freundin denn als Professorin, ihre Anrede ist sehr persönlich und nah am Leser, sie beschreibt und umschreibt schwierige Begrifflichkeiten und wählt simple, lebensnahe Beispiele. Das tänzelt zwar immer auch an der Grenze zum Plauderhaften, doch das mag nicht jeden ihrer Leser stören. Ihr selbst bei recht magerem Vorwissen nicht folgen zu können, ist nahezu unmöglich. Fußnoten – und die erwähne ich auch in Sachbüchern immer gern lobend und kritisiere ihr manchmal allzu häufiges Fehlen – sind vorhanden und ermöglichen eine weitere Lektüre, sodaß dieses Buch durchaus auch Anklang als einführende Lektüre bei Psychologiestudenten finden dürfte, die mal fernab der vorgeschriebenen, oft recht trockenen Pflichtlektüre hier ein entspannendes und doch wissenswertes Buch vorfinden werden. Und auch wer schlußendlich mit der ganzen (Bio-)Psychologie nichts am Hut hat und hier einfach Unterhaltung sucht, wird aus Sharots Buch einiges mitnehmen können: sei es Erkenntnis über sich selbst, vielleicht die bittere Feststellung, wie leicht jeder von uns sich tagtäglich manipulieren läßt, aber auch, wie man andere dazu bewegen kann, Dinge zu tun. Damit man nicht endet wie der Arzt, der seine Patienten zu einer wichtigen Impfung bewegen will und seine eindringliche Bitte mit diversen Studien belegen kann – und doch niemand ihm glauben will. Denn Manipulationen müssen nicht immer gleich mit schlechten Absichten einhergehen. Ich danke Siedler/Randomhouse für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Live. Love. Be. Belive. Eure Shaakai

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