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Rezension zu
Das Fünfzig-Jahr-Schwert

Mark Z. Danielewski | DAS FÜNFZIG-JAHR-SCHWERT

Von: Bookster HRO
20.11.2017

INHALT (Vorsicht Spoiler!): Chintana, frisch geschieden und voller Gram über ihren tumben Mann und seine verfluchte Geliebte Belinda, nimmt eine Einladung zur Halloween-Feier eines Bekannten an. Sie war schon lange nicht mehr unter Leuten, und auf den Rat ihrer Schwester, sich nicht hängen zu lassen, sieht sie die Feier als Schritt in die richtige Richtung an. Doch kaum angekommen, läuft ihr als erste Belinda Kite über den Weg, dieses Flittchen. Rettende Ablenkung holt sich Chintana bei einer Sozialarbeiterin, die mit fünf Weisenkindern ebenfalls auf der Party ist. Die Kinder lauschen voller Spannung einem rätselhaften ErZähler mit einem länglichen Koffer. Er berichtet von seiner Reise durch surreale Orte zu einem armlosen Mann, der Schwerter herstellt, Zauberschwerter mit mysteriösen Eigenschaften. Er hat in seinem Koffer sogar eines mitgebracht, das Fünfzig-Jahr-Schwert, dessen Klinge man nicht sehen kann und dessen Wunden tödlich sind, jedoch erst am fünfzigsten Geburtstag des Opfers. Er präsentiert den Kindern den Griff des Schwertes, behutsam und voller Respekt, doch Belinda, beschwipst und übermütig, schnappt ihn sich und richtet ein Blutbad an – aber erst in der Zukunft… FORM: Mark Z. Danielewski (*1966) ist bekannt für seine aufwendig gestalteten Schauerromane. Gleich sein Erstling DAS HAUS – HOUSE OF LEAVES, ein 800-Seiten-Wälzer voller Rätsel, Irrwege und Metaebenen, war ein weltweiter Erfolg. Zurzeit arbeitet er an seinem Opus magnum THE FAMILIAR, eine auf siebenundzwanzig Bände angelegte Momentaufnahme eines einzigen Tages – ULYSSES lässt lieb grüßen –, in der der Text in die Illustrationen integriert ist, die Illustrationen aus Text bestehen. Welcher Verlag auch immer (wenn überhaupt) sich um die Übersetzung dieses Projekts bemühen wird – ich ziehe jetzt schon den Hut. Auch DAS FÜNFZIG-JAHR-SCHWERT macht in der Reihe der Danielewski-Kunstwerke keine Ausnahme. Erzählt wird die Geschichte um die Vorkommnisse auf der Halloweenfeier von den Weisenkindern. Sie wechseln sich Satz für Satz, manchmal auch Wort für Wort beim Reden ab, und wir Leser erkennen sie nur an den Anführungszeichen, die je nach Kind die Farbe wechseln. (Hier ist ein scharfer Blick und gutes Leselicht gefragt, sonst sind die roten Gänsefüßchen kaum von den braunen oder orangen zu unterscheiden.) Größtes Augenmerk gilt aber der Gestaltung: Es sind komplizierte Näh- und Stickarbeiten, die den Text begleiten, mit ihm spielen, ihn unterstützen und auch als eigenständige Erzählebene fungieren – ein Riesenaufwand. Sprachlich folgt Danielewski den klassischen Vertretern amerikanischer Ghost-Stories, wie etwa Washington Irving (THE LEGEND OF SLEEPY HOLLOW). Ein Tonfall, der gar nicht so recht in die heutige Zeit passen will, in der die Geschichte spielt – was alles nur noch unheimlicher macht. Danielewski die Satzbausteine vertauscht, um zu erzeugen mehr Spannung. FAZIT: Zunächst brauchte ich ein paar Seiten, um mich mit der eigenwilligen Erzählform bekannt zu machen. Nach dieser Phase der Eingewöhnung aber rutschte ich ungebremst durch die Geschichte des ErZählers – immer mit großem Z, wer mark das wohl sein? –, so dass ich nach der letzten Seite sicher war, ein kleines Meisterwerk erlebt zu haben. Die Story als bloßer Text wäre in einer Sammlung vielleicht kaum aufgefallen, in Verknüpfung mit den Näharbeiten aber kann und will ich nicht weniger als fünf Sterne vergeben. Großartig!

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