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Rezension zu
Glück und Glas

Ein Stück deutscher Zeitgeschichte - lesenswert vor allem für die jüngere Generation!

Von: artWORDising Diana Wieser
08.11.2017

„Glück und Glas, wie leicht bricht das?“ Der auf diesem Sprichwort basierende Buchtitel hätte nicht treffender gewählt sein können. Denn die ungleichen Freundinnen Marion und Hannelore werden beide am 7. Mai 1945 in Deutschland geboren, durchleben entbehrungsreiche Nachkriegsjahre, Studentenunruhen, erste Emanzipationsschritte, Aufstieg und Fall, Lieben und Entlieben. Eine wunderbare Frauenfreundschaft und eine nostalgische Zeitreise durch Deutschland. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein: Hannelore stammt aus einer wohlhabenden Schuhfabrikantenfamilie, Marions Mutter muss sich hochschwanger – durch Bombardements obdachlos geworden und mit einem Ehemann in Kriegsgefangenschaft – allein durchschlagen. Im Krankenhaus treffen die beiden Mütter aufeinander. Marions Mutter wird von Hannelores Familie aufgenommen und als Haushaltshilfe engagiert, die beiden Mädchen können die ersten Lebensjahre gemeinsam unbeschwert miteinander aufwachsen. Bis Marions kriegstraumatisierter Vater nach Hause kommt. Nun folgt eine entbehrungsreiche Kindheit zwischen Notunterkünften und Ein-Zimmer-Wohnungen, oftmals Hunger und Kälte ausgesetzt. Marion schwört sich, reich zu werden, damit sie niemals mehr in solche Notlagen gerät. Während Lore Abitur macht und studiert, erhält die bildungsferne Marion, die sich als Friseurlehrling und Bardame durchschlägt, ihre Chance auf Reichtum als Fotomodell. Mit ihren flammend roten Haaren und ihrem tollen Aussehen steht ihr eine internationale Modelkarriere offen. So gabeln sich die Lebensläufe der Freundinnen immer weiter: Lore wird politisch aktiv, möchte Juristin werden, verlobt sich, wählt den bürgerlichen Weg. Marion nennt sich nun Moon, tingelt für Fotoshootings um die Welt, lebt in wilder Ehe und in einer Kommune. Sie beschreitet den abenteuerlichen Weg. Dennoch reißt der Kontakt nie ab. Erst ein Mann stellt ihre Freundschaft auf eine harte Probe. Die Geschichte wirkt mitten aus dem Leben gegriffen. Kein Wunder, kann die Autorin Lili Beck doch selbst auf Erfahrungen als Fotomodell und Kommunenbewohnerin zurückblicken. Sie zierte schon Cover von Brigitte und räkelte sich auf Pirelli-Kühlerhauben. Auf ihrer Zeitreise schafft sie eindrückliche Szenen: die Not der Nachkriegsjahre, zwischen Kartoffelschalensuppe und Samstagsbad im Gemeinschaftskeller, die Studentenproteste in Schwabing und die gesellschaftlichen Umbrüche zwischen Rolling Stones, Bhagwan und Anti-Babypille. Beide Frauen erleben schwere Schicksalsschläge, doch sie blicken stets nach vorne und beißen sich weiter durchs Leben. Oder um den im Buch verwendeten Kierkegaard-Ausspruch zu zitieren: „Leben lässt sich nur rückwärts betrachtet verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden.“ Fazit: Glück und Glas mögen brechen, echte (Frauen-) Freundschaft nicht! Eine schöne Zeitreise, ideal auch zum Verschenken an die beste Freundin. Zudem empfehlenswert für die jüngere Generation, die oft allzu selbstverständlich die Pfade beschreitet, welche mutige Frauen (und Männer) zuvor mühsam ebnen mussten.

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