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Rezension zu
Selfie mit Sheikh

Was uns eint

Von: letteratura
31.10.2017

Christoph Peters Erzählband „Selfie mit Sheikh“, vor kurzem im Luchterhand Verlag erschienen, umkreist in verschiedenen Episoden, die sich in unterschiedlichen Ländern abspielen, nur die islamische Welt an sich, sondern vor allem das, was geschieht oder geschehen kann, wenn die so genannte westliche Welt und die „orientalische“, die muslimische, aufeinander treffen. Während ich zu Beginn noch etwas unsicher war, was ich von Peters’ Erzählungen halten sollte, und nicht genau wusste, wohin mich der Autor mit seinem Buch führen würde, nahm er mich mehr und mehr gefangen, als ich mich irgendwann einfach mitnehmen ließ zu den unterschiedlichen Begegnungen seiner Protagonisten. Die Erzählungen spielen in Deutschland, in der Türkei, in Saudi Arabien, Ägypten und vor allem in Pakistan. Hier siedelt Peters gleich mehrere Geschichten an: In seiner Danksagung ist zu lesen, dass er dort viel Zeit verbrachte und ein Stipendium erhielt. Peters’ Protagonisten sind stets dem Fremden, oder weniger stark und bedeutungsbeladen ausgedrückt, dem Unbekannten ausgesetzt – auch wenn sie oft nicht zum ersten Mal den Nahen Osten bereisen, teilweise schon lange dort unterwegs sind, dort forschen oder zum Islam konvertiert sind. Aber auch denjenigen, denen sie begegnen, geht es in umgekehrter Weise ganz genau so: Es sind stets zwei Seiten, die auf der Suche nach Gemeinsamkeiten und manchmal, so möchte man meinen, auch nach Unterschieden, aufeinander treffen. Diese Treffen sind oft freundschaftlich und respektvoll, manchmal beängstigend, fast immer lehrreich. So geht es darum, wie man sich in einer Moschee richtig verhält, an anderer Stelle um die Frage, unter welchen Umständen eine Liebesbeziehung möglich ist, wenn die Beteiligten aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen. Es geht um die Angst vor Terror oder darum, wie es ist, plötzlich selbst ins Visier von Polizei und Sicherheitskräften zu geraten. In mehreren Erzählungen ist der Sufismus Thema, eine islamische Strömung, die nicht bei allen Muslimen auf Akzeptanz stößt. Und immer ist Peters der behutsame, aber sehr genau hinschauende Erzähler, der den Leser sofort in jede neue Erzählung hineinzieht und ihn teilhaben lässt, ohne selbst Urteile zu fälle und zu kurz gerate Fazite zu ziehen. Vielmehr begleitet man als Leser die Protagonisten in diesen Erzählungen ein kurzes Stück auf ihren Wegen, bevor man sie dann wieder verlässt – ja, manchmal wäre ich gern noch etwas bei ihnen geblieben. So wird man in „Selfie mit Sheikh“ gut und klug unterhalten und lernt ganz nebenbei nicht nur etwas über die islamische Welt und den Nahen Osten, sondern im Gegenzug immer auch etwas über sich selbst. Darüber, wie andere auf einen reagieren und woher diese Reaktionen kommen könnten, wie man eingeschätzt wird, was dem Anderen an einem selbst fremd ist. Vor allem aber, und darauf läuft es ja so oft hinaus, zeigt Peters wieder einmal, dass es in allen Unterschieden immer auch Gemeinsamkeiten gibt, dass uns mehr verbindet, als wir vielleicht manchmal denken. Sicher lohnt es sich, öfter auf diese Gemeinsamkeiten zu schauen, als auf das, was uns voneinander trennt.

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