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Rezension zu
Luna

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Blaues Blut auf dem Mond

Von: ralfreitze
30.10.2017

Schon immer lebt der Mensch auch von Vergleichen. Unbekanntes muss mit Bekanntem gegenübergestellt werden, damit das Unbekannte vertrauter wird. Der Vergleichende wird natürlich auch zu einem Bewertenden, denn schnell können Vergleiche auch die schlechten und guten Eigenschaften des erzeugten Bildes übernehmen. Darum werden liebend gerne positive Vergleiche genommen. Und wenn ich etwas verkaufen will, dann soll es gleich das Beste sein. Der kleine Baggersee mit Strand wird natürlich nicht gleich zum Palmenstrand in der Südsee, wenn man ihn damit vergleicht, aber so ein bisschen Sonne, Palme und Exotik erhält er schon, wenn er dermaßen aufgewertet wird. So auch im vorliegenden Fall. Ian McDonalds etwas holpriger Anfang eines aristokratisch angehauchten Science-Fiction-Epos auf dem Mond wird nicht gleich zum zwölf-bändigen, begeistert gefeierten und erfolgreich verfilmten Fantasy-Epos eines Ranges Games of Thrones. Doch bleibt beim Leser des Klappentextes erstmal etwas davon hängen. Und nach dem Lesen des ersten Bandes reibe ich mir verwundert die Augen und frage mich, ob meine Vor-Rezensenten entweder keine Fantasie gehabt haben, oder schlichtweg Game of Thones nicht kennen. Denn die Klappentext-Vergleiche hinken. Wie meistens. Wir befinden uns auf dem Mond, der sich wirtschaftlich selbstständig gemacht hat: nicht der Mond, aber fünf große Häuser (die hierarchisch aufgebaut und Königshäusern nachgebildet sind). Warum jetzt gerade adlige Häuser den Mond beherrschen, war mir auch nach Lektüre des Buches nicht ganz klar. Einzig allein Konzerne haben das Geld, Macht und die Ressourcen, sich in einer lebensfeindlichen Umgebung wie dem Mond zu behaupten. Doch nun gut, es sind halt hier fünf große Familien, die auf dem Mond herrschen. Die Verbindung und Abhängigkeit von der Erde sind gekappt: Menschen die von der Erde kommen, müssen sich nach einiger Zeit entscheiden, ob sie zurückkehren. Ab einem gewissen Punkt verkraftet der Körper die Erdschwerkraft nicht mehr, und man ist auf dem Mond gefangen. Dazu kommt natürlich noch die Entfernung: „Diese dreihundertachtzigtausend Kilometer zählen. Die zweieinhalb Sekunden Verzögerung bei den Gesprächen mit den Leuten zu Hause schaffen eine Distanz. Diese Kluft kann man nie überwinden. Sie gehört zur Struktur des Universums. Auch die Physik ist hart.“ Auf dem Mond sind die Ressourcen limitiert – nicht aber für die Menschen der fünf Häuser. Diese leben im Überfluss. Wer von der überfüllten Erde kommt, um auf dem Mond sein Glück zu machen, kämpft jeden Tag um sein Leben. „Ich arbeite bei Corta Helio. Ich dachte, ich wiederhole das noch mal, damit ihr es euch auf der Zunge zergehen lassen könnt. Das heißt zuerst mal keine Sorgen mehr um Sauerstoff, Wasser, Kohlenstoff und Netz. Das ist auch der Grund, warum ich euch das hier schicken kann. Wahrscheinlich kann ich euch gar nicht begreiflich machen, was es bedeutet, wenn man sich nicht mehr um die vier Grundstoffe kümmern muss. Es ist wie der erste Preis in einer Lotterie, nur dass man nicht zehn Millionen Dollar kriegt, sondern einfach weiteratmen darf.“ Der Anfang ist noch recht spannend. Eine Gruppe von Jugendlichen rennt einen sogenannten Mondlauf von Schleuse zu Schleuse. Das unbarmherzige Vakuum wird von McDonald sehr schön beschrieben. Ja nicht die Augen schließen, ansonsten kleben die Lider fest und man sieht nichts mehr. Die Luft aus den Lungen pressen, sonst platzen diese. Nach dem fulminanten Lauf, versorgt uns Ian McDonald mit gefühlten 200 Personen in den nächsten 50 Seiten, von denen nicht alle eine Rolle spielen. Zumal erklärt er nichts, er setzt voraus. Das erleichtert den Einstieg in die als längere Serie geplante Buchreihe nicht. Hilfreich sind das am Ende des Buches abgedruckte Glossar und die Auflistung aller wichtigen Personen der fünf Häuser. Interessant und stimmig sind die Beschreibungen der lebensfeindlichen Mondumgebung, leider kommen die Dialoge und Charaktere etwas hölzern und flach rüber. Gut lesbar wird das Buch, nachdem man sich an diese Art des Schreibens gewöhnt hat. Bei mir trat dieser Effekt nach etwa 300 von 500 Seiten ein. Dazwischen wollte ich das Buch mindestens sechsmal abbrechen, habe aber aufgrund der relativ positiven Bewertungen durchgehalten. So richtig gelohnt hat sich das Durchhalten aber nicht. Zwar kommt es zu einem schönen Showdown am Ende des Romans, doch das hebt die quälenden Seiten vorher nicht ganz auf. Ein Auftakt einer Reihe, die mir persönlich viel zu wenig GoT hatte. Dort hat sich George Martin viel Zeit und Raum genommen, die einzelnen Charaktere in einzelnen Kapiteln zu Wort kommen zu lassen. Luna ist einerseits mit passenden physikalischen Besonderheiten des Mondes und den Kuppeln ausgestattet, doch die Intrigen der fünf Häuser sind mir zu aufgesetzt.

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