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Rezension zu
Sehnsucht Italien

HISTORISCHE KOCHDUELLE, LUKULLUS & DIE CINQUETERRE

Von: Martin Martschnig
11.09.2017

Wie die Zeit vergeht. Es war 2009, als eine neue Ausgabe von Goethes "Italienischer Reise" meinen CD-Player im Auto eroberte und mich so stets auf meinen Erkundungsreisen durchs Bel Paese begleitete. Ulrich Tukur und Ulrike Kriene spürten den Beschreibungen von J.W. nach, während das Quadro Nuevo in Urbesetzung gekonnt und gewitzt ganz behutsam den Klangteppich dazu ausbreitete. Umso größer meine Neugier, als zu Sommerbeginn die Kunde einer Anthologie von Radiofeatures des Bayrischen Rundfunks mit dem klingenden Titel "Sehnsucht Italien" die Runde machte. Um keinerlei Abweichung von der seinerzeitigen "Versuchsreihe" zu erlauben, landete die schon mittels Cover auf eine Italienreise Lust machende CD-Box sofort nach Lieferung im Auto, stand doch die nächste Tour ins Friaul bzw. Veneto unmittelbar bevor. Apropos Friaul. Dieser Sehnsuchtsregion vieler Österreicher nähert man sich mit einem geschichtlichen Bogen von den Römern und Langobarden bis hin zum verherrenden Beben im Jahre 1976. Vom geometrischen Idealplan Palmanovas bis hin zum Mosaikboden der Basilica in Aquileia, nicht zu vergessen die bodenständige Küche und der Weißwein, die uns nur allzugerne zu Collioreisenden werden lassen. Wo ich übrigens - dem Hörgenuss unterbrechend - in der Trattoria von Collavini Halt machte, Reisen macht schließlich hungrig. Was mich dort am Teller zu überraschen wußte folgt in einem anderen Blogbeitrag in Kürze. Zurück zum Buch und damit zurück zu den Wegen und Pfaden durch die Regionen hin zum Lebensgefühl Italiens. Einer der Protagonisten, der gleich mehrfach - geografisch wie inhaltlich - gewürdigt wird ist Giuseppe Verdi. So erzählen Bewohner der Casa Verdi, einem Altersheim für Musiker und Tänzer in der Lombardei, von der Großzügigkeit des Maestro, der dieses Projekt selbst als seine wichtigste Hinterlassenschaft bezeichnete, noch nicht ahnend, was seine Musik über Jahrhunderte für die Menschen bedeuten wird. Man erfährt aus wunderbar geschwätzigen Berichten seiner Zeitgenossen viel über die Villa Verdi bei Sant Agata, deren prächtiger Garten des Meisters größtes Hobby war. Wußten Sie, daß im Reisepass von Giuseppe Verdi "Landwirt" als Profession eingetragen war? Hätte aber wohl auch "Koch" sein können, zumal man ihm in Kampanien nochmals begegnet, als es um ein historisches Kochduell zwischen ihm und Baron Genovese geht, bei dem der Risottokönig mit seinem Risotto alla milanese brillierte. So werden quer über den Stiefel reisend handwerkliche Welten, kulinarische Vorlieben von ehemaligen Kriegsherren oder Österbräuche in Sizilien vorgestellt, entstaubt und vor den Vorhang geholt. Da wird ein Stück der Via Aurelia in Ligurien unters Rad genommen oder vom Leben der Hüttenhalter in Südtirol berichtet. Für mich ist dies Hörbuch eine Art in aller Ruhe zusammengetragenes Slow Food für die Ohren, die ansonsten zu oft dem Lärm unserer Zeit ausgesetzt die Zwischentöne vergessen lassen. Der Rhytmus und die Unaufgeregtheit der Tonlagen der SprecherInnen lassen stets Raum für eigene Gedanken und Abschweifungen, die eine Reise ja erst zu etwas Besonderem werden lassen. Fast schon ein erster Tipp für den weihnachtlichen Gabentisch oder den herbstlichen Spätnachmittag, wenn uns die viel zu früh einsetzende Dämmerung zum Aufsetzen des Teekessels verführt. Wenn das Sofa mit der wärmenden Decke bereit, ein erster Holzscheit im Kamin und der Lärm des Alltags abgestellt ist, dann wird es Zeit, die erste CD einzulegen, die Augen zu schließen um wieder einmal der Sehnsucht Italien freudvoll zu erliegen ...

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