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Rezension zu
Das geheime Leben des Monsieur Pick

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Augenzwickern

Von: Rita Fischer aus Hamburg
24.08.2017

Foenkinos, David: Das geheime Leben des Monsieur Pick, DVA 2016, 329 Seiten  Während Zafón in Barcelona den düsteren "Friedhof der vergessenen Bücher" hütet, lädt Foenkinos ein ins Finistère, dem Ende der Welt, in die "Bibliothek der nichtveröffentlichten Manuskripte". Crozon, eine bretonische Kleinstadt, ist Brennpunkt dieses abenteuerlichen (Schelmen-)Romans, dessen Held, der Pizzabäcker Henri Pick, posthum Meriten als Bestsellerautor erntet. Delphine, eine ehrgeizige junge Lektorin, und Frédéric, ein erfolgloser Autor, verbindet nicht nur die Liebe zueinander, sondern auch ihre bibliophile Leidenschaft. Zufällig erfahren sie von der " Bibliothek der unveröffentlichten Manuskripte" und scheinen sich mit Begeisterung durch die verstaubten Exemplare zu lesen, bis sie auf "Die letzten Stunden einer großen Liebe" stoßen. Zielstrebig recherchieren sie, wer sich hinter dem Autor Henri Pick verbirgt. Dessen Witwe und Tochter sind überrascht von dem literarischen Werk des verstorbenen Pizzabäckers und beginnen, Ehemann und Vater mit anderen Augen zu sehen. Der Roman wird veröffentlicht und ab sofort stehen das öffentliche wie literarische Leben kopf. Der Hype um den Autor beginnt Blüten zu treiben, Nachforschungen bringen neue Erkenntnisse zutage, Skepsis erwacht. Der sensationelle Coup, ein abgelehntes Manuskript die Büchercharts erobern zu lassen, ist Drehkreuz des Romans. David Foenkinos ist bekannter Bestsellerautor in Frankreich. Er weiß, wovon er spricht. Oder: Honi soit qui mal y pense, ein Schelm, wer Böses dabei denkt... Das muss man wagen können, den Ikea- Katalog gleichzusetzen mit Literatur! Tenor: Das Was ist nicht entscheidend, eher das Wie. Foenkinos streift ein bisschen Houellebecq, Marcel Proust u Trierweiler am Rande, sucht nach dem Wahren im Fiktiven und macht den Leser glauben, auch er sei mittendrin im Literaturkarusell der Eitelkeiten. Marketingstrategien versus Genius. Fragen werden beim Leser aufgeworfen: Darf man Ferrante ausfindig machen, ihr Pseudonym knacken? Darf ein Buch posthum veröffentlicht werden? Der Autor kann sich nicht mehr äußern. Neben diesen aktuellen Zeitbezügen, der "Wahrheit", spielt Foenkinos mit den (fiktiven) Charakteren, die man schon bald gut zu kennen glaubt. Die Dessous-Boutiquebesitzerin Joséphine rührt den Leser, hat doch der Eine und der Andere schon einmal Verrat und Liebe erfahren. Magalis Suche nach dem rechten Outfit für ihr Fernsehinterview könnte Teil einer Comedy-Show sein und als der gescheiterte Literaturkritiker Rouche nächtens besoffen mit der Dessousverkäuferin Mathilde folgenschwere Kopien anfertigt, steigt die Spannung wie in einem Krimi. Foenkinos baut sein Buch dramaturgisch steigernd auf: Der Romanfund steht im Mittelpunkt und dessen Wirkung mäandert durch Crozon und die Beteiligten. In der Mitte dieses Romans ist ein - verzeihbarer- Bruch. Delphine und Frédéric treten in den Hintergrund und der allwissende Erzähler greift voller Enthusiasmus zum Mittel der Überzeichnung, wobei die Existenz vom "Tag des unveröffentlichten Autors", angeblich nach einer Idee des umtriebigen ehemaligen französischen Kulturministers Lang, überprüft werden sollte... Der Schluss erfährt im Epilog noch einen interessanten Nachschlag, der hier natürlich nicht preisgegeben wird. David Foenkinos ist ein brillanter Erzähler, seine Fantasie scheint grenzenlos. Er ist mitnichten der zitierte Romancier, der Selbstmord begehen würde, sollte sein Manuskript nicht angenommen werden. Die junge Malerin, die in Auschwitz ermordet wurde und deren Leben ( zwei Zeilen Eigenwerbung) von Polanski ( wäre Wunsch des Autors) "gerade" verfilmt wird ( auch Wunschtraum), ist "seine" Charlotte, der Foenkinos den gleichnamigen Roman gewidmet hat. Sie hat gelebt, ihr Leben ist aber nicht verfilmt worden. Wahrheit und Fiktion. Ein Roman eben. Meine Note: Eins Rita Fischer im August 2017

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