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Rezension zu
London

Ganz viel Nostalgie - aber nicht ganz überzeugend

Von: Ramona | El Tragalibros
11.07.2017

London ist verschwunden. Kein Mensch scheint sich an die englische Hauptstadt zu erinnern, nur Emily Laing, die für einen Arbeitsauftrag in Cambridge ist. Keine Züge fahren mehr nach London und selbst in Geschichtsbänden oder Romanen gibt es die Stadt nicht mehr. Die Metropole wurde vom Angesicht der Welt ausradiert. Doch das ist nicht das Ende. Zwei alte Damen, die teuflische Ähnlichkeit mir Mr. Fox und Mr. Wolf haben, betäuben Emily und bringen sie zurück in ihre Heimatstadt. Doch London hat sich verändert: Die Regentin der Uralten Metrople ist verschwunden, die Werwölfe sind bluthungrig zurückgekehrt und der Augenmann verfolgt ein kleines Mädchen ohne Erinnerungen. Die Uralte Metropole: London ist in Gefahr In London gehen seltsame Dinge vor sich. Das ist nichts Außergewöhnliches für Emily Laing und ihren Mentor Wittgenstein. Doch als die Flüsse plötzlich rückwärts fließen und ein Stadtteil Londons nach dem anderen verschwindet, wird die Bedeutsamkeit der Ereignisse klar. Und die Frage stellt sich: sind schon andere Städte vom Angesicht der Erde verschwunden ohne dass es jemand bemerkt hat? Die Spuren verdichten sich, dass dies tatsächlich schon vorgekommen ist und zwar mehr als einmal. Und auch die anderen Ereignisse: der Augenmann, die mechanischen Männer und die Stille, die sich über London ausbreitet, scheinen alle miteinander verbunden zu sein. Die Stadt der Schornsteine in den Klauen der stillen Kälte Der Winter wird immer kälter und die inzwischen 24-jährige Emily Laing ist frisch nach London zurückgekehrt. Ihre Beziehung mit Tristan Marlow ist vorbei und sie beneidet ihre beste Freundin Aurora Fitzrovia, die inzwischen nicht nur glücklich mit Neil Trent zusammen ist, sondern auch ein Baby erwartet. Emily hinterfragt mit dem Bild ihres Glücks auch ihr eigenes Leben und die Liebe, die sie verloren hat. Doch die Ereignisse sammeln sich an und plötzlich ist sie im Visier der Werwölfe, die aus der Verbannung nach London zurückgekehrt sind. Ein komplettes Zugabteil mit Menschen wird von einem einzigen Wolf abgeschlachtet, während Emily hilflos zusehen muss. Aber sie hat Glück, denn ein junger Mann namens Jeevan Smith rettet ihr das Leben. Und damit neben die Ereignisse ihren Lauf. Die Stadt der Schornsteine scheint immer mehr dem Chaos zu verfallen und auf der Suche nach den richtigen Spuren und der Lösung der vielen auftauchenden Rätsel begegnen Wittgenstein und Emily ein ums andere Mal alten Bekannten: Anubis, dem Lordkanzler, den Arachniden, dem verrückt gewordenen Scharlachroten Ritter in den Tiefen der Uralten Metropole, der Rättin Mina und dem Unmöglichen: dem verstorbenen Maurice Micklewhite. Eine Rückkehr mit nostalgischen Gefühlen und doch … hat mich das Wiedersehen mit den lieb gewonnenen Figuren aus Christoph Marzis „Uralte Metrople“-Universum nicht vollständig überzeugen können. Gleich zu Beginn des Romans war ich irritiert, als der Autor ständig Verweise auf moderne Medien wie Instagram oder zu hippen Serien machte, wie Doctor Who oder Downton Abbey. Für mich wirkten diese Andeutungen erzwungen und absichtlich platziert. Aber mit der Stadt der Schornsteine und dem Verlauf der Geschichte haben sie nichts zu tun. Den Höhepunkt meiner Irritation war das indirekte Auftauchen der Sherlock-Holmes-Figur Lestrade von Scotland Yard. Aber über diese Anspielungen hätte ich noch hinweglesen können, wenn nicht auch darüber hinaus der Lesefluss immer wieder gestört wurde. Wodurch? Durch extrem viele Wiederholungen, von gleichen Sätzen, gleichen Worten oder Wortpaaren. Immer wieder wurde auf den gleichen Details bei der Findung der Lösung herumgeritten und ich kam mir als Leser sehr seltsam vor. Denn ich habe die Verknüpfungen schon beim ersten Mal verstanden. Es war vielmehr ein Zweifeln an der Kombinationsfähigkeit der Figuren, die mir in den Sinn kam. Und dann hatte ich noch Probleme damit, dass Emily sich immer mehr in ihrem Denken und ihrem Wortlaut den Worten von Master Wittgenstein annäherte. In vielen Passagen hätte ich diese beiden Figuren überhaupt nicht mehr von einander trennen können. Die Figurenzeichnung verschwimmt zunehmend. Jede Gefühlsregung wird bis ins Detail beschrieben. Doch statt die Emotionen direkt zum Leser zu transportieren, führt dieser Detailreichtum dazu dass man sich von den Figuren entfernt. Denn es wird einfach zu viel immer und immer wieder beschrieben. Die Uralte Metropole – eine Institution in der Welt der Fantasy In meiner literarisch-phantastischen Welt gehören die Bücher der „Uralten Metropole“ zu einem nicht wegzudenkenden Kern. Allerdings gilt das nur für die Trilogie „Lycidas„, „Lilith“ und „Lumen„. Was danach folgte sind nur Schattenbilder der großartigen Ideen aus diesen drei Bänden. In „London“ hat sich Christoph Marzi dieses Mal durchaus etwas Neues einfallen lassen, das mir auch gefallen hat. Dennoch war sein Stil auch hier viel zu ähnlich zu den anderen Büchern. Man mag das als Fan gut finden, denn so findet man sich sofort wieder in der Atmosphäre der Metropole wieder und weiß: Seltsames geschieht in der Uralten Metropole. Und doch: vieles war zu bekannt. Wurde schon zu oft wieder und wieder so niedergeschrieben. Und damit meine ich nicht die Sprüche, die jeder Figur eigen sind, denn die gehören zu ihr. Ich meine die erzählenden Passagen mit den vielen sinnhaften Fragen, die sich nicht merklich verändert haben gegenüber den ersten Bänden. „London“ – ein Potpourri aus Ideen Christoph Marzi hat seiner Phantasie mit dem neuen Roman, der in der Uralten Metropole spielt, freien Lauf gelassen, was ich gut finde. Doch das Gesamtkonzept des Buches gerät dadurch ins Wanken. Marzi steuert für diesen Roman zu viele Ideen bei und lässt zu viel alt eingesessenes Personal wieder auftauchen, nur um des Personals wegen. Zu Gute kann man dem Roman halten, dass auch viele neue Figuren auftauchen und der Clou hinter dem Verschwinden der Stadt wirklich toll ist. Aber es tröstest nicht über die immer mehr werdenden Rätsel ohne Antworten hinweg. Im letzten Drittel nimmt das Buch dann doch endlich richtig Fahrt auf. Leider war es da für mich schon viel zu spät, weil ich von so vielen Dingen als Leserin einfach genervt war. Lange Zeit ging die Geschichte einfach nicht voran, wurde von zu vielen m.E. sinnlosen Passagen blockiert, die man gut hätte kürzen können ohne die nostalgische Stimmung zu schmälern. „London“ von Christoph Marzi ist für mich ein Beispiel dafür, dass man manchmal an Erfolge nicht mehr anknüpfen, sondern stattdessen etwas Neues schaffen sollte, weil es eben nicht mehr besser geht.

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