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Rezension zu
Das Böse vergisst nicht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Fulminantes Finale

Von: Michael Lehmann-Pape
29.05.2017

Es ist nicht unbedingt dieser „eine Fall“, es ist nicht, dass manche Personen immer wieder in seinem Leben auftauchen, nicht, dass es doch „der alte Feind“, „Das Böse“ ist, dass sich in einigen immergleichen, oft aber in neuen Personen mit „dem gleichen alten Gesicht“ zeigt. Korruption. mächtige Männer, die ihren Teil nicht unbedingt mit fairen Methoden zu sichern denken, kaltblütige Morde, die fast ungesühnt bleiben würde. Hätte, ja hätte sich Kommissar Michele Balistreri nicht irgendwann in seinem Leben „gehäutet“. Mehrfach eigentlich, vor allem aber vom hedonistischen Zyniker zum innerlich unerbittlichen Kämpfer gegen „Das Böse“. Wie im ersten Fall, mit dem Constantini den Leser mit seinem Commissario bekannt machte, wird auch hier eine Frau ermordet. Und auch das letztlich nicht nur von „dem Mörder“, sondern vor allem aus „den Umständen heraus“, aus denen der Mord geschah. Und, was den zweiten Fall des Mannes angeht, wird in diesem abschließenden Roman Balistreri an die Stätte seiner Kindheit nach Lybien zurückkehren. Und dort auf seine Vergangenheit, auf wichtige Momente seiner Familiengeschichte treffen, die er teils verdrängt hat, teils einfach erst jetzt im Gesamten versehen lernen wird (eher verstehen lernen muss). Und immer wieder, das ist das Thema dieser sprachlich hervorragend und psychologisch filigran verfassten Romane, geht es um den Kampf des Einzelnen gegen die Korruption als solche. Mit dem Verdacht beim Leser, je länger er liest, dass Korruption nicht primär einer inneren Haltung bedarf, sondern eher aus Gelegenheiten erwächst und so ziemlich für jeden, der die Chance hat, darin „mitzuspielen“, zur Gewohnheit, zum alltäglichen Handeln, zum „eigenen Recht“ scheinbar wird. Und jeder, der dabei stört, der etwas Wissen könnte, der keine Ruhe lässt, wird zum Schweigen gebracht. Selbst wenn die eigene Familie vor langer Zeit bereits die Finger zumindest im Geschäft eifrig mit drin hatte. „Die künftigen Handelsbeziehungen zwischen Italien und Libyen werden in zweierlei gründen: Erdöl und Autos“. Und da ist nicht nur offiziell viel zu holen, da könnte Geld aus vielen Kanälen fließen, mit der entsprechenden Skrupellosigkeit. Vielfach sind die Personen, die im Roman miteinander verbunden auftreten werden, auf der einen oder der anderen Seiten. Hartnäckig und hart verfolgt Balistreri zunächst den Fall einer ermordeten Hostess, um damit in ein Wespennest aus Intrigen und verdeckten Geschäften der „höheren Gesellschaft“ zu stoßen, dass das ein oder andere Mal droht, ihm selbst um die Ohren zu fliegen. Und wie gewohnt legt Constantini einiges an falschen Spuren, setzt für den Leser und die Ermittler die ein oder andere in Sicherheit wiegende Gewissheit, die nicht lange halten wird und bohrt seinen schmerzenden Zeigefinger tiefer und tiefer in die schwärenden Wunden einer (immer schon) korrupten, gierigen und egozentrischen Welt, in der, da ist Constantini weiter eng an der Realität, der „Fisch immer vom Kopf her stinkt“. Einer Welt, der man mit Abhärtung, Zynismus eher begegnen kann und in der Mann mit solchen Eigenschaften besser besteht, als mit Empathie und Nachgiebigkeit. Denn, auch das gilt weiterhin, auch die Methoden des Kommissars sind nicht immer astrein, eine Beugung von Regeln wird sich auf allen Seiten am Ende finden, ein Handeln in Stereotypen von „Gut und Böse“ ist Constantinis Sache nicht. Was auch diesen Thriller mit einer ganz eigenen, reizvollen Atmosphäre, hohem Tempo und tiefem Blick für die moderne Welt versieht. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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