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Rezension zu
Lebendig

Rasant erzählt und brutal auf den Punkt gebracht

Von: Florian Hilleberg aus Göttingen
10.05.2014

Jack Ketchum ist ein Phänomen. Seine Horror-Romane und Thriller sind kein Mainstream und kaum ein anderer Autor versteht sich in ähnlicher Weise darauf einen Plot derart brillant und anspruchsvoll zu Papier zu bringen. Auch bei diesem Werk aus dem Jahr 1998 kommt Jack Ketchum rasch auf den Punkt. Mit 400 Seiten ist „The Lost“ sein längstes hierzulande erschienenes Werk. „Lebendig“ indes kommt mit weniger als der Hälfte aus. Gerade einmal 185 Seiten zählt diese Novelle, so dass sich der Verlag entschlossen hat, den Leser mit zwei Kurzgeschichten, gewissermaßen als Bonusmaterial, zu erfreuen. Das ausführliche Werkverzeichnis am Ende des Bandes gehört mittlerweile ja zum Standard des Heyne Verlags. Der Plot von „Lebendig“ ist dabei nicht gerade neu oder auffallend innovativ. Was Ketchums Interpretation jedoch von anderen Büchern und Filmen unterscheidet ist die intensive Beschreibung von Saras Gedanken und Gefühlen. Die Mechanismen wie sie das Martyrium über sich ergehen lässt und trotzdem den Willen behält ihr Schicksal zu ändern, wobei ihr eine namenlose Katze Gesellschaft und Trost spendet, werden eindrucksvoll dargestellt. Ketchum ist in seinem Stil offen und schonungslos, obwohl die Novelle nicht die Härte und Brutalität von „Evil“ oder „Beutezeit“ besitzt. Der Horror in „Lebendig“ ist von den körperlichen Züchtigungen abgesehen eher psychologischer Natur. Der sadistische Stephen erinnert dabei ein wenig an Cleek aus „Beuterausch“ („The Woman“). Auf den ersten Blick scheint Ketchum also einen Hybrid aus seinen Werken „Evil“ und „Beuterausch“ geschaffen zu haben, doch wenn man genauer hinschaut geht die Story ihren eigenen Weg. Im Mittelpunkt steht einzig und allein Sara Foster, eine normale, bürgerliche Frau, die sich während ihrer Gefangenschaft dem ungeborenen Kind, das sie abtreiben lassen wollte emotional immer weiter annähert. Auch in den beiden Kurzgeschichten beweist Ketchum sein schriftstellerisches Erzähltalent und spielt mit den Gefühlen des Lesers. Schon bei „Tapferes Mädchen“ weiß man bereits, dass das dicke Ende noch kommt und allein diese Erwartung sorgt für eine buchstäblich unerträgliche Spannung.

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