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Rezension zu
Die vielen Leben des Jan Six

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein roter Faden durch die niederländische und europäische Geschichte

Von: Michael Lehmann-Pape
07.02.2017

„Es hatte ein vornehmes Gesicht, dieses Haus“. Und das erschöpft sich dann noch lange nicht im äußeren Eindruck, sondern in der gesamten Familiengeschichte, die Geert Mak in seinem neuesten Werk sehr lebendig zu erzählen vermag. Mit einem Schwerpunkt, wer will es verdenken, eben auf jenem „Jan Six“, den Rembrandt portraitierte (ein Werk höchster Güte und hohen Wertes, das sich bis zum heutigen Tag im Besitz der Familie befindet). Eine Familie mit durchgehender Tradition, die in ihren dann später vielfältigen Linien nicht nur die Geschichte der Niederlande wie Fäden mit durchzogen, sondern auch über die Grenzen des Landes heraus Impulse und Einflüsse setzten. „Six van Hillegom heißen sie offiziell, und die ältesten Söhne tragen – fast – alle den Namen Jan“. Zurückgehend auf das Jahr 1618 und den Stammvater Jan Six. „Tuchfärber, Dichter, Kunstliebhaber, Bürgermeister der Stadt Amsterdam, ein Freund Rembrandts“. Mit Zugang zur Familie und deren Archive bietet Mak bei seiner Nachzeichnug der Familiengeschichte und seiner detaillierten Schilderung des Stammvaters (und, vor allem, seiner Zeit) mit hoher Qualität der Sprache einen bildreichen, sehr flüssigen Einblick in eine vergangene Epoche und deren konkreter Wirkungsgeschichte. Beginnend in einer Zeit, in der die Niederlande weltweit Handelsbeziehungen knüpften, das Land, zumindest eine Vielzahl der Bürger und Händler, reich wurde. Eine Zeit aber auch, die eine Blüte der Kunst in den Niederlanden erlebte, die bis heute nachwirkt, teilweise nachbebt. Elemente, die Mak hervorragend zu verknüpfen versteht, die dem Leser Kapitel für Kapitel empathisch hervorstechende Familienmitglieder nahebringen und einen überaus runden Eindruck am Ende der Lektüre dann hinterlassen. Sei es das „Handwerk“ selbst, das zu Reichtum führte, seien es die großen Strömungen der Zeit (Aufklärung und Reformation), seien es die vielfach besonderen, nicht alltäglichen Lebensläufe, mitten hinein fühlt der Leser sich versetzt durch die Fähigkeit Maks, bis ins Detail hinein klar und verständlich zu schildern, weitgehend wie in Romanform Charaktere zu entfalten und Beziehungsgeflechte offen zu legen, derer es viele gab im Lauf der Jahre. Überaus vernetzt war und ist die Familie in den europäischen Wirtschafts- und Politikkreisen. Und immer wieder lädt Mak sachkundig zu „Exkursionen“ ein, verweist auf die gesellschaftlichen Strömungen, den Wandel der Zeiten, die Anpassung der Familie einerseits, aber auch deren prägende Impulse auf so manch „aufkommende Mode“. Gerade weil dabei Mak sich viel Zeit nimmt, dem Gründervater näher zu kommen ist natürlich das 17. Jahrhundert der große Schwerpunkt im Werk. Eine ganz hervorragende Lektüre. Von der Wahl des „Objekts“ der Betrachtung her angefangen bis zur sprachlichen Gestaltung und der akribischen Recherche samt der Fähigkeit, geschichtliche Zusammenhänge flüssig und verständlich zu schildern. So dass der Titel Programm ist. Im Blick auf die Vielfalt des Lebens des Jan Six in Person und im Blick auf den ausgeprägten Stammbaum der „Jan Six´s“, der vor Augen geführt wird.

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