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Rezension zu
Als die Sonne im Meer verschwand

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hin- und hergerissen!

Von: gedankenbuecherei
19.12.2016

Zunächst einmal muss ich den Schreibstil der Autorin loben – wow! Die Sprache, die sie verwendet, wirkt sehr poetisch. Susan Abulhawa hat mich vor allem durch die Art zu Schreiben gefesselt und fasziniert, ihre Schilderungen wirken wie aus einer anderen Welt und regen zum Träumen an. Sie schafft es, einen Ort zu beschreiben, den man nicht wirklich greifen kann und bringt dem Leser damit eigentlich Fernes, nah. Allein für diesen wunderbaren Schreibstil würde ich ihr gerne die volle Anzahl an Punkten geben, allerdings kommen dazu schließlich noch einige andere Aspekte. Die ganze Geschichte rund um die Familie Baraka hat stets etwas Sehnsuchtsvolles. Zu Beginn, hat mich das Geschehen wirklich sehr gefesselt und zum Nachdenken gebracht. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und war ergriffen von all den Schicksalsschlägen und Grausamkeiten, die die Familie leiden ließen. Ich habe mitgefühlt und die Familie der Geschwister Nazmiyyah, Mariam und Mamduh kennengelernt. Anfangs bekommt der Leser einen Einblick in die Familienbeziehungen und diese Einführung hat mir sehr gut gefallen. Es war nicht leicht, die Namen der Protagonisten waren mir natürlich nicht geläufig und da viele Personen eine Rolle spielen, waren auch die Verwandtschaftsverhältnisse nicht gerade einfach zu durchschauen. Auch die Verwendung von arabischen Wörtern erschwerte den Einstig in die Geschichte, aber dafür befand sich am Ende des Buches ein Glossar mit den verwendeten Ausdrücken und auch ein Familienstammbaum, den man immer wieder nachschlagen muss, befand sich im Buch. Das hat das Lesen natürlich erleichtert und nach einiger Zeit musste ich auch nicht mehr Nachschlagen. Die Geschichte beginnt etwa um 1948 und schildert die Angriffe der Juden auf die Araber. Natürlich schildert die Autorin diesen Krieg aus der Sicht einer palästinensischen Familie und geht dabei nicht auf die andere Seite und deren Ansicht ein, weswegen die Autorin auch schon einiges an Kritik einstecken musste. Mich persönlich stört das allerdings nicht, da es sich hierbei um einen fiktiven Text handelt und die Protagonisten allesamt der palästinensischen Seite angehören. Da wäre alles andere doch schwachsinnig. Der Autorin gelingt es dabei einwandfrei diese Sicht zu schildern. Der Klappentext des Buches führt, meiner Meinung nach, etwas in die Irre. Als ich das Buch noch nicht kannte, hatte ich erwartet, eine Liebesgeschichte zu lesen. Diese kommt zwar auch vor, nimmt aber nur einen sehr geringen Raum in der Geschichte ein. Den Klappentext hätte man also durchaus anders formulieren müssen. Die Geschichte, die erzählt wird, ist teilweise sehr grausam und wirklich. Die Autorin schildert viele Unmenschlichkeiten und bereitet damit dem Leser eine Gänsehaut. Zugleich ist das Buch realitätsfern und verfügt über eine gewisse Menge an Mystik. Von Geistern und Dschinns wird erzählt, mitten in der realen Welt des Krieges. Das ganze Buch hindurch ist die Geschichte äußerst emotionsgeladen und ergreifend. Allerdings muss ich sagen, was wahnsinnig packend und voller Spannung begonnen hat, lässt mit der Zeit nach und geht im letzten Abschnitt völlig verloren. Zu Beginn begleitet man die palästinensische Familie Baraka, gegen Ende liegt das Hauptaugenmerk dann aber nur auf zwei Familienmitgliedern, nämlich auf Nur und Khaled. Leider war mir die Protagonistin Nur eher unsympathisch. Sie muss einige Schicksalsschläge erleben, womit auch ihre Lebensfreude mit der Zeit verloren geht. Verständlich, dennoch schade, da der Rest der Familie trotz vieler schlimmer Ereignisse nach vorne schauen kann. Dieser Charakter hat mich sehr gestört. Das hatte zur Folge, dass ich mich immer weiter von dem Geschehen distanziert habe. Meiner Meinung nach, ist das Buch auch etwas zu überladen. Es passiert sehr viel, wobei es vielleicht besser gewesen wäre, die Geschichte auf ein paar Ereignisse weniger zu beschränken und diese dann detaillierter auszuarbeiten. Fazit: Ich habe Susan Abulhawas Schreibstil wirklich sehr genossen, dieser verdient meiner Ansicht nach, die vollen Punkte. Allerdings hat sich die Spannung und die Emotionalität, die zu Beginn der Geschichte noch vorhanden war, mit dem Verlauf des Buchs verloren, was wirklich sehr schade war. Das Mystische und Unrealistische haben die Geschichte nicht gestört. Eher war es das Überhäufen mit Ereignissen und auch das Fehlen eines roten Fadens. Nach dem Lesen dieses Buchs konnte ich nicht genau sagen, was denn jetzt dieses eine große Thema wäre, dieses eine einschneidende Ereignis, das die Geschichte wirklich prägt. Das war ein bisschen schade, trotzdem würde ich wieder zu einem Buch von Susan Abulhawa greifen, da sie wirklich schön schreibt und mich damit auch fesseln konnte. Deswegen war ich hin- und hergerissen, was die Bewertung anbelangt und gebe dem Buch eine mittlere Note.

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