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Rezension zu
Kalt erwischt

Durchaus hilfreich und einfühlsam – mit einigen Abstrichen

Von: AUSGEbuchT - Petra Molitor
11.12.2016

Heide Fuhljahns Ratgeber „Kalt erwischt“ - Wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft – ist erstmals 2013 im Diana Verlag erschienen und wurde 2016 in aktualisierter und erweiterter Neuausgabe auf den Markt gebracht. Die 1974 geborene Autorin arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin mit den Schwerpunkten Psychologie, Gesundheit und Ernährung. Heide Fuhljahn ist seit ihrer Kindheit selbst an Depressionen erkrankt, sie teilt ihr Schicksal mit rund vier Millionen anderen Menschen in Deutschland. In „Kalt erwischt“ schildert sie ihre eigene Krankengeschichte und ihren Umgang damit, aber auch ihre Begegnungen mit anderen Betroffenen. Statements von Experten, Anregungen zur Selbsthilfe und Hinweise für Angehörige komplettieren das Buch. Ein Buch über Depressionen? Nicht gerade das, was man sich allgemein unter unterhaltsamer Literatur vorstellt. Warum wollte ich das Buch als Buchbloggerin also dennoch lesen und rezensieren? Zum einen, weil mich der Titel und der Klappentext ansprachen. „Kalt erwischt“ suggerierte mir eine vielleicht etwas „humorvolle“ Herangehensweise an diese schlimme Erkrankung. Außerdem neige ich dazu, Menschen, mehr Vertrauen entgegenzubringen, die selbst wissen, von was sie schreiben, die selbst mit einer solchen kräftezehrenden und angsteinflößenden Diagnose leben. Zum anderen kenne ich einige depressive Menschen persönlich, ihre Krankheitsbilder sind vollkommen unterschiedlich, nicht nur in der Intensität, auch in den Symptomen. Ich wollte durch dieses Buch die Hintergründe besser kennen- und verstehen lernen, wollte wissen, wie ich mich verhalten und wie ich helfen kann. Zuallererst: Meine Erwartungen wurden grundsätzlich nicht enttäuscht, auch, wenn ich etwas Kritik äußern muss. Gleich von Beginn an konnte ich mich sehr gut in Heide Fuhljahn hineinversetzen. Ihre Schilderungen sind so plastisch und eindringlich, dass ich quasi selbst mit ihr mitgelitten und mitgehofft habe. Ich denke, so wird es vielen Leserinnen und Lesern ergehen. Man findet sich höchstwahrscheinlich nicht nur persönlich in vielen Schilderungen wieder, man bekommt auch das Gefühl, nicht alleine zu sein, was sehr viel Kraft, Mut, Optimismus und Trost vermitteln kann. Das Buch ist leicht und flüssig zu lesen, für mich auch ein klarer Pluspunkt, da depressive Menschen oftmals an Konzentrationsstörungen leiden und nicht immer die Kraft für hochtrabende Texte haben. Kritisch möchte ich als medizinischer Laie anmerken, dass Frau Fuljahn meiner Meinung nach mehrere Krankheitsformen miteinander vermischt. Der Oberbegriff „Depression“ mag diese umfassen, trotzdem müsste man hier denke ich doch einiges deutlicher abgrenzen. Weiterhin halte ich es für unangebracht, ohne entsprechende Ausbildung Ratschläge zu Medikamenten zu geben. Dass Experten zu Wort kommen, finde ich gut, trotzdem sind diese Äußerungen für mich kritisch zu betrachten. Psychopharmaka sind schwerwiegende Substanzen, die sicherlich sehr oft sehr positive Wirkungen haben, aber sicherlich nicht für jeden Patienten geeignet sind, da sie selbst schwere Problematiken auslösen können. Hier ist eine gewisse Vorsicht und gute Information überaus wichtig. Ob Medikamente, wie im Buch beschrieben, wirklich die „das beste Mittel“ gegen Depressionen sind. kommt sicher auf den Einzelfall an und sollte nicht verallgemeinert werden. Jeder Mensch ist unterschiedlich. Ich halte ich „Kalt erwischt“ als biografischen Erfahrungsbericht für eine gute Ergänzung – für Betroffene, Angehörige und Interessierte. Man erfährt viel Wissenswertes und Hilfreiches, sollte aber trotzdem  das Gelesene stets für sich selbst reflektieren. Dann kann das Buch durchaus eine Bereicherung sein. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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