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Rezension zu
Dem Tod die Hand reichen

Offene Worte zur Sterbehilfe und dem Tod an sich.

Von: Michael Lehmann-Pape
05.12.2016

Mit 59 Jahren erhielt Terry Pratchett die Diagnose Alzheimer. Und etwa zur gleichen Zeit ein Angebot, einen Vortrag in der BBC zu halten im Rahmen einer Fernseh-Vortragsreihe. Tod, Sterben, die Qualen, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit am Ende vieler Leben warten werden, darum kreisten seine Gedanken, hier wurde aus der persönlichen Betroffenheit Inspiration für grundlegende Gedanken über das Sterben und den Tod. Zorn bewegte Pratchett, tiefe Emotionen waren seine Antriebskraft, sich ebenso tief der „letzten Grenze“ des menschlichen Lebens zuzuwenden. Eine emotionale Kraft, die man dem Buch anmerkt und die den Leser gefangen nimmt. Hinein in dieses persönliche Thema, das für jeden Leser seine ganz direkte Kraft alleine schon daraus zieht, dass der Tod für jeden anstehen wird. Wobei dabei die großen Themen von Sterbebegleitung, Versorgung todkranker und Sterbehilfe ins Zentrum des Vortrages gerückt wurden. Um zu kämpfen „für einen Tod, für den es sich zu sterben lohnt“. „Er wollte, dass jedem von uns die Möglichkeit offensteht, zu einem von ihm selbst bestimmten Zeitpunkt in Würde zu sterben“. Bei aller Ausrichtung seiner Gedanken auf den Tod und das Sterben gelingt es Pratchett ebenso, eher nebenbei, das Leben mit in den Blick zu nehmen. Nur eben „von hinten“ betrachtet. Mit klaren Ableitungen, was denn ein gutes Leben ist und wie in einem guten Leben dann auch mit innerem Frieden „dem Tod die Hand“ gereicht werden kann. Ein Vortrag, der an vielen Stellen mit dem typisch selbstironischen britischen Humor angereichert ist, der Pratchett auch in seinen Werken auszeichnet, der aber, anders als im literarischen Schaffen, hier sehr persönlich wird. „An dem Tag, an dem mein Vater seine Diagnose erhielt, sagte er mir: „Wenn Du mich je in einem solchen Krankenhausbett siehst, voller Schläuche und Sonden….sag ihnen, sie sollen mich abschalten““. Bevor Pratchett offen und klar von seiner Krankheit berichtet, von den zunehmenden Einschränkungen (statt selbst zu tippen musste er u.a. seine letzten Bücher diktieren). „Es hat den Anschein, als seien Hilfe und Pflege das reinste Glücksspiel. Und aus diesem Grund heraus gibt es Menschen, die nicht gepflegt werden möchten“. Ein persönlicher, tiefer und, im Lauf des Vortrags, sehr gut begründeter Aufruf zur Sterbehilfe, der zur damaligen Zeit für Aufruhr sorgte und die Diskussion bis zum heutigen Tag mit in Gang hält.

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