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Rezension zu
Wahllos

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sehr spezieller Fall

Von: Michael Lehmann-Pape
21.11.2016

So was ist nicht nur Kathryn Dance, der kinetischen Expertin des CBI noch nie untergekommen, sowas ist, soweit sie es überblicken kann (als die Dinge etwas klarer werden), zumindest ihr völlig unbekannt. Dass da einer mordet durch die Auslösung von Panik. Und eben nicht direkt Hand anlegt. Nicht direkt den Kontakt „zum Opfer“ sucht, braucht. Da ist dieses eine Szene am Meer, wo „Er“ eine Touristenfamilie am Strand von Monteray beobachtet. Und Deaver in dieser Szene den Leser sowohl in hohe Spannung versetzt, was das innere Befinden dieses Mannes angeht, zugleich aber auch die Emotionen des Mannes auf den Leser überträgt, indem er eine große Welle langsam aus dem Pazifik anrollen lässt. Während der Vater der Familie seine Kinder, die Gefahr gar nicht bemerkend, immer weiter an die äußere Spitze der in das Meer ragenden Felszunge führt, um eine Aufnahme fürs Familienalbum zu machen. Diese Hoffnung, die im Beobachter entsteht und die Deaver dicht schildert. Dass die Welle die kleine Gruppe erreicht, bevor die Gefahr bemerkt wird, dass der Tod wie ein köstliches Dessert unerwartet vor seinen Augen sich vollzieht. Innerhalb von 3-4 Seiten klärt Deaver hier, was in „Ihm“ vorgeht, worum es dem Mann geht und zieht umgehend den Leser spätestens von da an mit hinein in einerseits die Planungen des Mörders und andererseits das erst langsame Erkennen und Ermitteln von Kathryn Dance. Die durch einen Fehler zeitweise degradiert wurde und eigentlich bei solchen Ermittlungen offiziell gar nichts verloren hat. Sich aber dennoch nicht abhalten lässt, mit ihrem alten Freund und Chef der örtlichen Polizei auf Spurensuche zu begeben. Wobei ihr das Tragen einer Dienstwaffe nicht gestattet ist. Wie Deaver hier und da erwähnt. Was Folgen haben könnte (und haben wird) wenn es eng und gefährlich wird. In der Sprache sehr klar, direkt und einfach lässt Deaver sich dabei (wie gewohnt) Zeit, den Personen und den Lebensumständen näher zu kommen. Kontrastiert die friedliche Szene auf „dem Deck“ mit Freunden und einer schönen Martin Gitarre geschickt mit einer ebensolchen, aber im Gewühl der Panik zerbrochenen Gitarre in dieser Musikkneipe, die den ersten Anschlag des Mörders erleben musste. Wobei Deaver immer wieder für kleine und größere überraschende Wendungen zu sorgen versteht (in der Frage z.B., wer genau denn aus der Anfangsszene heraus diesen Ausbruch von Panik nicht überlebt hat). Was sich allerdings durch das eher ruhige Tempo der ersten zwei Drittel des Buches doch hier und da auch ein wenig zieht und für gewisse Längen bei der Lektüre sorgt. Ein flüssiges, nicht zu hohes Tempo, dass sich erst zum Ende hin steigert, dann aber sehr, eine lauernde Spannung, die im ersten Teil eher nur angedeutet wird, ein Anfang des Thrillers, der mit einem Paukenschlag beginnt und ein Ende, dass Dance selbst (und die Ihren) in Gefahr bringt (und zeigt, wie schnell das geht, das Gefahr im Leben hereinbrechen kann), das kennzeichnet diesen vierten Fall der Kathryn Dance. Eine unterhaltsame, aber erst zum Ende hin temporeicher und spannender werdende Lektüre, die mit dem interessanten und erschreckenden Gedanken der „Wahllosigkeit“ von Opfern geschickt spielt.

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