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Rezension zu
Die Wächter - Dunkle Verschwörung

Ein Reigen magischer Gestalten, die gar nichts voneinander halten.

Von: Katrin
17.11.2016

Schon nach dem ersten Band der neuen Urban-Fantasy-Reihe Die Wächter des russischen Autors Sergej Lukianenko war ich auf die weiteren Geschichten in der Welt von Nacht- und Tagwache gespannt. Dunkle Verschwörung und Nacht der Inquisition kamen dann als Leseexemplare zu mir und ich habe mich mit Freude wieder in seine Geschichten gestürzt. Die Wächter – Dunkle Verschwörung spielt in Samara, einer kleinen Stadt an der Wolga. Dort lernt der Leser zunächst den Systeminformatiker Alexej Romanow kennen, einen unauffälligen Typen, der irgendwie klar kommt und wie jeder andere Mensch seine ganz normalen Probleme mit sich herum trägt. Eines Tages taucht die geheimnisvolle Lichte Anna vor seiner Tür auf und zeigt ihm, wie er in eine Zwischenwelt eintreten und Magie wirken kann. Ab diesem Punkt verändert sich Alexejs Leben grundlegend, denn aus irgendeinem Grund machen gleich zwei konkurrierende Gruppen recht seltsamer Gestalten Jagd auf ihn. Als auch der einflussreiche Tagwächter Juri wiederholt seinen Weg kreuzt, wird Alexej in eine seltsame Geschichte um mysteriöse Morde und eine übermächtige Zwielicht-Gestalt hineingezogen. Fortan muss er mit ganz neuen Schwierigkeiten fertig werden, die nicht nur ihn selbst in große Gefahr bringen, sondern auch die Erkenntnisse der Tag- und Nachtwachen zum Zwielicht für immer verändern könnten. Der dritte Band, Die Wächter – Nacht der Inquisition, entführt uns ins tiefste Sibirien, wo der erfahrene Dorfmilizionär Fjodor Kusmitsch in seinem beschaulichen Heimatdorf alles im Griff hat. In seiner Position ist er es gewohnt Streitereien, kleine Diebstähle oder Gewalttaten auf menschliche Art zu lösen. Als lichter Hüter eines mächtigen magischen Artefakts hat er sich jedoch im Laufe der Zeit selbst bei den ortsansässigen Anderen einen respektablen Ruf erarbeitet. Mit dieser Ruhe ist es vorbei, als in der Umgegend Nacht- und Tagwache ihre Abteilungen eröffnen und die gefährlichen Intrigen von Licht und Dunkel in die Provinz tragen. Plötzlich häufen sich seltsame Zwischenfälle: blutleere Tierkadaver, eine Lebenskraft saugende Hexe, Löcher im Zwielicht sowie zahlreiche verschwundene Andere. Trotz seiner Zusammenarbeit mit dem frisch ernannten Leiter der Nachtwache Jewgeni, kann sich Fjodor keinen Reim auf die scheinbar unzusammenhängenden Geschehnisse machen. Noch immer schafft es Lukianenko, die Grundidee seiner Serie schlüssig um frische Aspekte zu bereichern, die beweisen, dass ihm noch lange nicht die Ideen ausgehen. So wird die von ihm erschaffene Welt zunehmend komplexer und um etliche Grautöne reicher. Gut und Böse sind für den Autor ohnehin keine starren, absoluten Begriffe, sondern werden von Perspektiven und Motiven der Figuren definiert. Helden und Bösewichte machen gleichermaßen Fehler, vollbringen gute Taten oder geraten ins Straucheln, denn nichts ist jemals so einfach, wie es zunächst scheint. Stets gilt es mitzudenken und Zusammenhänge aufzuspüren, was für wiederholtes Lesen motiviert und den besonderen Reiz der Reihe ausmacht. Beide Bücher sind wieder in jeweils drei Episoden aufgeteilt, die zwar eine eigene Geschichte erzählen, doch miteinander verknüpft sind. Die Erzählperspektive ändert sich dabei in jeder dieser Episoden mehrfach. Im zweiten Band funktioniert die bewährte Vorgehensweise des Autors erneut wunderbar. Man schlüpft in die Haut lichter und dunkler Anderer und erlebt so die Geschehnisse aus deren Sicht. Auf diese Weise baut sich Spannung auf und erst ganz am Ende des Buches ergibt sich ein klares Bild. Damit ist Dunkle Verschwörung eine runde Sache und gefällt mir sogar besser als der erste Band. Insbesondere der Tagwächter Juri fesselte mich und ich war angenehm überrascht, dass der Plot völlig losgelöst von der ursprünglichen Wächter-Reihe funktioniert. Im dritten Band hatte ich jedoch echte Probleme, all die losen Enden der verschiedenen Erzählperspektiven miteinander zu verknüpfen. Für meinen Geschmack sind es einfach zu viele Handlungsstränge, die über die Haupt- und Nebenfiguren eröffnet werden. Zusätzlich wurde das ständige Sortieren der vollständigen Namen, Kurz- sowie Koseformen dieser Figuren irgendwann recht mühsam. Obwohl mir auch hier die Charaktere ans Herz zu wachsen begannen, blieben sie ungewohnt flach. Das mag unter anderem mit der Geschichte selbst zu tun haben, die für einen einzigen Band vielleicht zu komplex angelegt wurde. Im Vergleich entwickelte sie sich trotz der interessanten Szenerie Sibiriens eher zäh, wirkte geradezu frustrierend mysteriös und unentschlossen. Der Autor pflegt ohnehin einen gewissen Hang zu kryptischen Andeutungen und offenen Enden. Lukianenko erklärt nicht jedes Detail und lässt den Leser häufig selbst entscheiden, was er nun von all dem halten soll. Nach dem recht überstürzten Abschluss von Nacht der Inquisition blieben allerdings zu viele Fragen unbeantwortet und das Buch erweckte bei mir einen unfertigen Eindruck. Das große Finale enthielt im Grunde ziemlich viel Stoff zum Nachdenken, am Ende wurde das Potential der Geschichte aber nicht ausgeschöpft. Schade eigentlich. Während ich im ersten Teil Licht und Dunkelheit die zahlreichen Anspielungen auf den vorigen Wächter-Zyklus zu aufdringlich fand, hat sich dieses Problem in Band 2 und 3 erledigt. Zwar hat einer der Protagonisten aus der alten Reihe einen Gastauftritt, doch ansonsten lernt der Leser ausschließlich neue Charaktere kennen, die vielleicht nicht ganz so tiefgründig rüberkommen, doch auf ihre Art ebenso überzeugend sind. Im Gegensatz zum vorigen Wächter-Zyklus bietet die Reihe jeweils in sich abgeschlossene Geschichten, die nicht miteinander verknüpft sind. Das rätselhafte Zwielicht scheint allerdings ein zentrales Motiv der Reihe zu sein und birgt etliche Geheimnisse, die ein neues Licht auf vergangene Ereignisse werfen. Dass alle Geschichten in unterschiedlichen städtischen oder ländlichen Regionen Russlands spielen, sorgt für frischen Wind. Trotz einiger Mängel haben mich die Romane um Tag- und Nachtwache nach wie vor am Haken, sodass ich absolut nicht willens bin, mich bereits von den Wächtern zu verabschieden. In welchen Gefilden wohl der vierte Band spielen wird? Katrin, www.inkunabel.wordpress.com

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