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Rezension zu
Hausbesuche

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kein Schubladendenken mehr!

Von: Sarah von Fashion-Library
06.11.2016

Endlich mal wieder ein tolles Sachbuch gelesen. Mutig, neu, ideenreich. Eines Tages fasst die Autorin sich ein Herz und geht mit sich selbst eine Wette ein: sie will während ihrer Elternzeit an 200 fremden Türen in ihrer Straße klingeln und sich selbst einladen. Im Gepäck immer etwas Gebäck. Selbstgemacht versteht sich. Dazu alles was ein Kaffekränzchen so braucht. Doch die ersten Schritte sind nicht leicht und Unterstützung von ihrem Mann, einem alt eingesessenen Musiker in Berlin, kann sie auch nicht erwarten. Dieser sieht ihr Projekt anfangs sehr sekptisch. Hat Angst um sie, es könne ihr was passieren. Schubladendenken eben. Stepha selbst ist am Theater, doch scheut sie privat den Kontakt zu fremden Menschen. Aber ihr Drang herauszufinden, wer hinter dieser Vielzahl an Türen lebt, hilft ihr, sich mit Sack und Pack und manchmal auch mit Baby auf dem Weg zu machen. Jeden Tag soll es ein Kaffeetrinken sein, jeden Tag einen neuen Menschen kennenlernen. Der Klingelmaraton beginnt. Abweisungen folgen, Erklärungen werden gesucht, bis sie plötzlich doch jemand hereinlässt. Im Laufe der Zeit erfährt Quitterer mehr und mehr über die Straße, doch dies ist längst Nebensache geworden. Die Menschen sind es , für die sie sich interessiert, die sich ihr, im wahrsten Sinne des Wortes, öffnen. Von jung bis alt, Wessi bis Ossi, Personen mit Migrationshintergrund, Familien und Einsamen bis zu den fabelhaftesten Geschichten: jede Schublade wird aufgemacht und danach für immer verschlossen. Jeder neue Nachbar, jede Geschichte und Situation stellen sie auf die Probe. Und aus der einsamen Jungmutter wird plötzlich die Freundin der Straße. Doch der wichtigste Punkt im ganzen Buch, ist die innere Reife, die die Autorin durch ihr Experiment gewinnt. SPOILER "(...) Nein, man steht nicht allein auf weiter Flur, als Flirter. Da sind noch andere. Andere mit einem Zwinkern in den Augen und Verständnis in freundlichen Worten, andere, die die gleichen Dinge beobachten. Es ist ein Geheimbund, bei dem jeder mitmachen darf. " (S. 123) SPOILER ENDE Jeden ihrer Hausbesuche hält sie damals in ihrem Blog fest. Das Buch ist aus dem Blog zusammengestrickt worden, wie die Autorin selber sagt. In vielen kleinen Kapiteln werden einige Wohnungsbesuche nacherzählt. Doch neben ihren Klingelmännchen backt sie auch täglich Kuchen. Von Apfelkuchen über Mamorkuchen bis Bananenkuchen ist alles dabei. Das Beste daran ist: mit Beginn eines neuen Kapitels stellt sie ein Kuchenrezept zur Verfügung. Außerdem fügt sie dem Buch über, immer mal wieder Statisiken ihrer Besuche bei. So erfährt man dann, wieviel Leute in der Straße leben, wieviele die Türen geöffnet haben, wieviel Leute Ausreden haben usw. Mich persönlich hat die ein oder andere Geschichte immer wieder begeistert oder berührt. Die Gastfreundschaft und Emotionen einiger Personen schwappen auch beim Lesen über. So wird über den redseligen Herrn Schwarz berichtet oder einer Frau, dessen Sohn aus dem Fenster gesprungen ist. Man erfährt etwas über einen Swingerclub oder warum ein junger Mann in einer Müllbude lebt. Der Leser bekommt ein Gefühl davon, wie es ist, wenn man Vorurteile hat, denn nichts ist wie es scheint. Die Autorin vermittelt das Gefühl des Hinterfragens. Sie lässt den Leser in ein andere Welt blicken. Und auch allen anderen kann ich nur empfehlen "Hausbesuche" zu lesen, denn es ist ein einzigartiger Bericht über Freundschaft und Nachbarschaft und ein Beispiel für jede Straße in der wir leben. Das Buch hat zwar kein Hardcover und ist mit seinen kanpp 17 € also recht teuer, aber es ist gut gemacht und auch der Umschlag hochwertig verarbeitet. Und wer kein Bock auf die Gesichte hat, hat zumindest ein wertvolles Backbuch. Mehr dazu auf meinem Blog Fashion-Library.

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