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Rezension zu
Hausbesuche

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hausbesuche

Von: ShalimaMoon
14.09.2016

Beim Stöbern auf dem Blog meiner lieben Inkunabel-Mädels fiel mir Carmens Beitrag über „Hausbesuche – Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft eroberte“ ins Auge und konnte nichts anders, als es mir sofort selbst zuzulegen. Stephanie Quitterer ist Regieassistentin in Berlin und nach der Geburt ihrer Tochter in Elternzeit. Diese will sie nutzen, um endlich einmal ihre Nachbarschaft näher kennenzulernen. Also backt sie Kuchen und alle anderen wichtigen Sachen für einen Kaffeeklatsch ein und klingelt einfach bei ihren Nachbarn. Jetzt einmal Hand aufs Herz an alle Menschen, die in der Großstadt wohnen: Wie viele eurer Nachbarn kennt ihr denn wirklich? Also nicht nur vom aneinander vorbeidrängeln im Treppenhaus, sondern wirklich mit Namen? Selbst in der Kleinstadt kennt man nicht immer seine Nachbarn. Nur auf dem Dorf scheint noch jeder von jedem alles zu wissen. Aber wann genau ist es denn aus der Mode gekommen, sich beim Einzug bei seinen Nachbarn vorzustellen? Ähnliche Fragen stellte sich auch Stephanie Quitterer, die Autorin von Hausbesuche. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Tom und ihrer neugeborenen Tochter Marie in Berlin. Doch in ihrem Viertel scheint sie das Feindbild zu sein, schließlich ist sie Mutter. Auch sie trägt viele Vorurteile und Ängste mit sich herum, aber auch einen großen Traum. Sie wüsste gerne, was auf der anderen Seite der geschlossenen Türen in der Nachbarschaft ist. Wie gut, dass sie in ihrer Elternzeit endlich einmal Zeit hat (und ihr Partner Tom Musiker ist und von zu Hause arbeitet und daher auch auf Marie aufpassen kann). Doch zunächst muss noch der innere Schweinehund überwunden werden. Denn die Angst vor der Reaktion der Nachbarn ist allgegenwärtig. Doch eines Tages nimmt Stephanie all ihren Mut zusammen und klingelt an den ersten Wohnungen. Ihre Erfahrungen, ihre Kuchenrezepte und ihre Statistiken sind in ihrem Buch Hausbesuche zusammengefasst. Hausbesuche ist ein Buch, das sich herrlich leicht und locker an zwei Tagen verschlingen lässt. Der Schreibstil ist sehr flüssig und teilweise herrlich selbstironisch. Am Anfang jedes Kapitels gibt es ein Kuchenrezept, das vor allem für Backanfänger geschrieben ist – Frau Quitterer ist auch noch Backneuling – und mit nützlichen Tipps, was man nicht machen sollte beim backen, versehen. Darauf folgt dann wieder eine neue Begegnung, die der Autorin nachträglich im Kopf blieb und ihre Gedanken zu ihrem Viertel, den Abbau ihrer Vorurteile und ihre aufkeimende Weltoffenheit. So wird in jedem Kapitel nicht nur stupide ein Treffen beschrieben, sondern das Buch trumpft auch mit einem Funken sozialkritischer Philosophie. Diese ist aber in keinem Fall aufdringlich oder dominiert in irgendeiner Weise. Es sind lediglich die Gedanken, die bei so einem Projekt einen durch den Kopf schwirren können. Am Ende jedes Kapitels gibt es eine kleine Statistik über die besuchten Nachbarn, sei es wie sie ihren Kaffee trinken, oder welche Ausreden am häufigsten benutzt wurden, um Stephanie nicht herein zu lassen. Das Buch macht einfach nur Spaß zu lesen und regt dabei zum nachdenken an. Schon wünscht man sich, die Türklingel würde klingeln und ein Nachbar würde sich selbst zum Kaffeeklatsch einladen. Oder man ertappt sich dabei, wie man in der Küche steht und überlegt, was man selbst für so ein projekt mitnehmen und backen würde. Gegen Ende des Buches nehmen leider die tatsächlich beschriebenen Begegnungen immer mehr ab und wird immer mehr Stephanies eigene Wandlung beschrieben. Das ist etwas schade, denn man brennt auf noch mehr „Abenteuer“ aus der Nachbarschaftsfront, andererseits ist auch diese Entwicklung interessant zu beobachten. Am Ende des Buches bleibt eine Menge positiver Input gepaart mit einer Leere – wie nach jedem guten Buch/Film/Serie – und große Lust in die Welt hinauszurennen und die eigenen Nachbarn kennenzulernen. Aber wer hat schon so viel Mut, wie Stephanie Quitterer?

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