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Rezension zu
Das Morgen ist immer schon jetzt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein wunderschönes, lustiges, trauriges Buch über die Nicht-Helden einer Geschichte

Von: MyBookChaos
27.07.2016

KLAPPENTEXT: Was, wenn man NICHT einer der Außerwählten ist, wie sie immer in den Büchern beschrieben werden? Wenn man nicht der Held ist, der sonst üblicherweise die Zombies bekämpft, oder die Seelenesser oder was immer gerade das nächste unheilbringende Wesen sein mag, das die Welt bedroht. Was, wenn man einer ist wie Mikey? Der einfach nur seinen Abschluss hinbekommen möchte und zum Schulball gehen und vielleicht irgendwann den Mut aufbringen, Henna um ein Date zu bitten – bevor irgendjemand die Schule in Schutt und Asche legt. Wieder mal. Denn manchmal gibt es stinknormale Probleme, die echt wichtiger sind als der nächste Weltuntergang, und angesichts derer man erkennt, dass das eigene ganz normale Leben absolut einzigartig und außergewöhnlich ist. MEINUNG: Was für eine brillante Idee, mal nicht die üblichen Helden zu Wort kommen zu lassen, sondern die, die eben keine Helden sind, sondern nur ganz normale Jugendliche. Da frage ich mich, wie Bücher wie "Harry Potter" oder "Herr der Ringe" aussehen würden, wenn sie von den Nicht-Helden und somit 08/15 Hobbits und Muggeln handeln würden. Ich wette, dass die Geschichten in keiner Weise langweiliger wären. Genauso wenig, wie in diesem Fall. Jedes Kapitel des Buches beginnt mit einem Abschnitt, in dem kurz erzählt wird, was den Indie Kids, also den Helden, passiert. Diese Abschnitte sind extrem lustig, weil dort aber auch wirklich jegliches Klischee eines typischen Fantasy- und/oder Romantasy-Romans bedient wird und aufs Dramatischste beschrieben wird. Großartig! Im Anschluss daran wird dann jeweils die Geschichte von Mikey, Mel, Henna und Jared erzählt. Die 4 merken teilweise gar nichts von den Dingen, die die Indie Kids erleben, teilweise machen sie ihre eigenen Erfahrung und manchmal merken sie auch die direkten Auswirkungen von dem, was da in der Heldenwelt passiert. Da finde ich, passt der Originaltitel auch besser: "The rest of us just live here." Das trifft den Nagel auf den Kopf. Während die Indie Kids ganz heldenhaft unterwegs sind, leben die anderen einfach nur dort. Patrick Ness hat diese beiden unterschiedlichen (und doch eigentlich gleichen) Welten wunderbar zusammen gebracht. Auch die Charaktere dieses Buches sind einfach nur großartig beschrieben. Allen voran ist da Mikey, der als Ich-Erzähler auftritt, schon Untote, Seelenfresser und Vampire miterlebt und privat wie auch zu Hause einige Päckchen zu tragen hat. Mikey leidet unter Zwangsstörungen und kann zum Beispiel nicht aufhören, sich die Hände zu waschen, obwohl sie schon bluten, weil er das Gefühl hat, dass er es noch nicht richtig gemacht hat. Dieses macht ihm sehr zu schaffen und ist auch (soweit ich das beurteilen kann) realistisch beschrieben. Seine Verzweiflung ist so eindringlich dargestellt, dass ich sofort mit ihm mitfühlen konnte. Doch auch zu Hause hat er es nicht einfach. Seine Mutter ist Senatorin und mehr mit dem Wahlkampf als mit ihrer Familie beschäftigt, sein Vater ist Alkoholiker, seine Schwester Mel, die auch zu der Clique der 4 gehört, ist ebenfalls krank. Mikey ist schon lange in Henna verliebt, die auch zur Gruppe gehört und eine gute Freundin von ihm ist. Henna ist relativ sprunghaft und scheint nicht so genau zu wissen, was sie will. Das schließt auch Mikey mit ein. Es ist ein einziges Hin und Her mit den Beiden. Als Vierter im Bunde gehört Jared dazu. Jared ist ein großartiger Mensch mit einer besonderen Fähigkeit. Ihn und Mikey verbindet eine sehr tiefe und innige Freundschaft. Das merkt man das ganze Buch hindurch. Überhaupt versteht der Autor es, Gefühle und Beziehungen sehr präzise und nachvollziehbar zu beschreiben. Jederzeit konnte ich mit den Vieren mitleiden und mitlachen. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich ein Teil der Gruppe, was sicherlich auch damit zusammen hängt, dass man von Mikey direkt angesprochen wird. Besonders zu erwähnen ist auch der Humor. Mal ganz abgesehen von den oben schon beschriebenen Einführungskapiteln über die Indie Kids, ist dieses Buch auch sonst extrem lustig. Und das zum Glück nicht auf eine Kalauer-Art, sondern eher unterschwellig. Gespräche und Überlegungen von Mikey haben oft einen ironischen Unterton und haben mich sehr sehr oft kichern lassen. Aber auch die Dramatik kommt nicht zu kurz und gerade da wird auch deutlich, dass Mikey, Mel, Henna und Jared alle ihre Päckchen zu tragen haben und dabei genauso mutig und wichtig (wenn nicht noch mehr!) als die Indie Kids sind. Sicherlich auf einer anderen Ebene, aber eindeutig füreinander und vielleicht ja sogar für die Rettung der Welt... lasst Euch überraschen! LIEBLINGSZITATE: Ich habe das Gefühl, mein Körper besteht aus lauter kleinen Teilen. Es mag so aussehen, als wären sie zusammengefügt, aber die Teile schweben frei im Raum und bei der ersten Erschütterung falle ich auseinander. Seite 109 Ich sage kein Wort. Und das sehr laut. Seite 282 FAZIT: Ein wunderschönes, lustiges, trauriges Buch über die Nicht-Helden einer Geschichte, die auf ihre eigene Art aber trotzdem Helden sind. Ich will mehr davon und kann dieses Buch absolut empfehlen.

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