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Rezension zu
Das Morgen ist immer schon jetzt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein ganz besonderes Buch

Von: Isabella
08.07.2016

Ich wollte schon immer mal ein Buch von Patrick Ness lesen. Einfach, weil ich schon so viel Gutes von ihm gehört habe. Was mich erwarten würde, wusste ich dennoch nicht - und "Das Morgen ist immer schon jetzt" war definitiv eine ganz besondere Erfahrung. Es ist unglaublich schwer, den Inhalt zu beschreiben. Ich habe auch während des Lesens oft innegehalten und mich gefragt, was genau gerade vor sich geht - was Ness mit seiner Erzählung erreichen möchte. Man muss sich das so vorstellen: Zu Beginn jeden Kapitels widmet sich Patrick Ness in einem Absatz den sogenannten "Indie Kids". Die Indie Kids sind eine Gruppe Kinder, die irgendwie abgesondert von dem Rest der Stadt leben und denen immer so seltsame Geschichten passieren. (Unter anderem gab es einmal eine Vampirwelle - eine Anspielung, wie ich erst im Nachhinein begriffen habe.) Und Patrick Ness hat sich für diese Kinder quasi eine komplette Storyline ausgedacht, die er parallel zu der von Mikey erzählt, nur in absoluter Kurzform. Und das hat mich am Anfang verwirrt, als ich mit Namen bombardiert wurde. Ich kam mir fast zu blöd vor, um diesen Aspekt zu verstehen, auch wenn sich das beim Voranschreiten der eigentlichen Geschichte gelegt hat, insbesondere, als sich beide Storylines zumindest kurzzeitig überschnitten. Das ist eine Eigenheit des Buches. Die andere Eigenheit betrifft die Geschichte an sich. Von Vampiren über tote Indie Kids bis hin zu blauen Lichtern ist alles dabei - darunter auch zahlreiche Anspielungen bzw. Anlehnungen an andere Geschichten. Dieser Mix ist teilweise verdammt verwirrend, zumindest erging es mir so. Von den meisten Büchern ist man ein Wesen gewohnt oder zumindest eine überschaubare Auswahl - für "Das Morgen ist immer schon jetzt" fand ich keine passende Schublade. Wohlgemerkt sage ich nicht, dass das schlecht ist. Ich empfand es lediglich als ungewöhnlich und stellenweise verwirrend - wenn man sich jedoch einmal darauf einlässt bzw. daran gewöhnt, dann ist es schlichtweg originell. Jedenfalls ist mir bisher noch nichts dergleichen untergekommen. (Und Schubladendenken sollte man sowieso aufgeben!) Was ich an dem Buch jedoch uneingeschränkt liebte? Einmal die Charaktere. Nicht nur Mikey, sondern auch seine Freunde Henna, Jared und Mel (die auch seine Schwester ist). Und das ist nur eine kleine Auswahl. Selbst die Indie Kids habe ich ziemlich ins Herz geschlossen. Ness kreiert damit nicht nur Diversität (Jared, zum Beispiel, ist schwul), sondern auch ein fantastisches Netz an Freunden mit unterschiedlichen Problemen, Eigenheiten und Interessen. Die einzige Ausnahme davon ist meiner Meinung nach Mikeys Mutter, deren Charakter mir ziemlich künstlich vorkam. Auch die Art und Weise, wie sie als Politikerin porträtiert wurde, hat mir nicht gefallen, aber das ist wirklich eine Kleinigkeit, die nicht weiter ins Gewicht fällt. Abgesehen davon habe ich riesigen Gefallen daran gefunden, mehr über die anderen zu erfahren - von Nenn-mich-Steve bis hin zu "Merde Breath" (ein Spitzname für Meredith, Mels und Mikeys Schwester). Auch unglaublich gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie Ness von psychischen Krankheiten erzählt. Mikey leidet unter einer Zwangsstörung, die sich während des Buches wieder verschlimmert, und seine Schwester Mel leidet/litt an einer Essstörung. Hier wird nichts verschönt, aber gleichzeitig auch nicht übermäßig dramatisiert - Patrick Ness fügt diese beiden Aspekte geschickt in die Geschichte ein. Auch wenn ich diese Krankheiten nicht nachvollziehen kann, so hatte ich doch den Eindruck, dass Ness alles sehr realistisch darstellt. Tja, und der angenehme Schreibstil des Autors trug nur dazu bei, dass ich das Buch binnen weniger Tage ausgelesen hatte. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, was ich dazu sagen möchte, wie genau ich meine Wertung begründen kann - was mir, zugegeben, nicht einfach fiel. Ich möchte das jetzt einfach mal so loswerden: "Das Morgen ist immer schon jetzt" IST ein seltsames Buch. Es hat zahlreiche Eigenheiten und Aspekte, die auf den ersten Blick schräg wirken, aber das ist auf keinen Fall etwas Schlechtes. Das Buch macht Spaß. Es macht Spaß, von Mikey und seinen Freunden zu lesen, und zusammen mit den Indie Kids zu hoffen, dass sie Schlimmeres vermeiden können. Und in diesem Sinne ist "Das Morgen ist immer schon jetzt" ein wirklich wertvolles Buch.

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