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Rezension zu
Der Schatten des Galiläers

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine ansehnliche Erzählung!

Von: Friederike Erichsen-Wendt aus Nidderau
22.06.2013

Neben der Printausgabe und einer Produktion als Hörspiel liegt Gerd Theißens Klassiker „Der Schatten des Galiläers“ nun, 27 Jahre nach der Erstausgabe, als Graphic Novel vor. Der Illustrator und Graphiker Tony Schreiber hat sich der Herausforderung gestellt, die Erzählung von Andreas, der in die politische Gemengelage Galiläas im ersten Jahrhundert n.Chr. gerät und darin auf die Jesusbewegung stößt, für Erwachsene ins Comicformat zu übersetzen. Sowohl der ursprüngliche Autor, emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg, als auch Tony Schreiber, stehen damit in gut protestantischer Tradition, biblische Texte in die je aktuellen Rezeptionsformate ihrer AdressatInnen zu transformieren. Der Aufbau folgt weitgehend, aber nicht durchgängig, der ursprünglichen Kapiteleinteilung. Auf je maximal zehn Seiten mit überwiegend halb- oder drittelseitigen Illustrationen wird die Erzählung ins Bild gesetzt. Jedes Kapitel hat einen Einleitungstext, der hauptsächlich die Funktion hat, die Handlung voranzutreiben. Eine wesentliche Stärke des Buches liegt darin, das, was an Text reduziert ist, durch die Graphiken zum Ausdruck zu bringen. Dies überzeugt vor allem in Szenen, die von hoher Dynamik geprägt sind oder starke emotionale Gehalte zum Ausdruck bringen. Es lohnt also, bei den Bildern zu verweilen – nicht nur, weil der Schriftsatz rasches Lesen verbietet, sondern vor allem, da weite Teile der umgesetzten Erzählung sich in ausdrucksstarken Gesichtszügen verbergen. Einige der in der ursprünglichen Erzählung, die ja vorrangig das Leben Jesus und seiner AnhängerInnen im Kontext der sozialen und religiösen Wirklichkeiten des antiken Palästina veranschaulichen will, verarbeiteten Informationen finden sich im Glossar, das für LeserInnen, die mit der neutestamentlichen Zeitgeschichte nicht so vertraut sind, möglicherweise besser am Anfang stünde. Dass die wissenschaftstheoretische Rahmenhandlung („Briefe an Herrn Kratzinger“) fehlt, empfindet die Rezensentin als ausgesprochen misslich. Auch wenn der zeitliche Abstand zur Erstveröffentlichung einige Voraussetzungen des Autors verdeutlicht und manche Frontstellungen zwischenzeitlich obsolet geworden sind, gehört diese Offenlegung aus eigener Feder doch wohl zum ursprünglichen Erzählkonzept. Auch, ob die graphic novel nicht für die interessierte Leserin um Angaben zu den Quellen der Geschichte Jesu ergänzt werden sollte sowie um einige aktuelle Literaturhinweise „zum Weiterlesen“, sollte bei einer zweiten Auflage bedacht werden. Freilich ist die Geschichte von und um Andreas auch aus sich heraus verständlich, wenngleich der Einstieg so vergleichsweise unvermittelt ist. Aber die Aufmerksamkeit des Betrachters wird belohnt – wer Freude am Genre hat, wird nicht enttäuscht sein.

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