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Rezension zu
An einem Tag im November

Spannender Aufbau, aber stereotype Figuren

Von: Ponine T.
19.04.2016

Es ist ein normaler Novembertag, als die Poliei verständigt wird. Abends, um zehn Uhr. Denn die fünfjährige Emilie ist verschwunden, während ihre Mutter einen Nachmittagsschlaf gehalten hat. Die Nachbarn haben sie noch kurz gesehen, aber seitdem verliert sich von dem Mädchen jede Spur. Kommissar Klinkhammer ist alarmiert und nimmt die Ermittlungen auf, doch auch er kommt nicht weiter. Erst im Nachhinein wird deutlich, dass effektiv kleine Änderungen in der Nachbarschaft seit Monaten dafür gesorgt haben, dass am Ende die Katastrophe passieren wird ... Ich war ziemlich gespannt auf das Buch, das ich mir mal wieder als Rezensionsexemplar aussuchen durfte. Petra Hammesfahr hat einen extrem lässigen Schreibstil in meinen Augen, sie kann Handlungen sehr genau aufbauen und sehr logische Ablaufketten zur Grundlage ihrer Romane machen. Für mich sind ihre Krimis immer eher "feel good"-Krimis, bei denen Spannung aufgebaut wird, sich ein wohliges gefühl des "Wer wird es denn gewesen sein?" einstellt und die ich am Ende zuklappe und denke "ach, das war nett". Und zwar nett im positivsten Sinn. Bei diesem Buch war ich allerdings anfangs ziemlich genervt vom Aufbau, weil sie hier nicht etwa chronologisch vorgeht, sondern immer wieder hin- und herspringt zwischen aktueller Ermittlung, vergangenen Ereignissen (auch die wild durcheinander), die Perspektive immer wieder wechselt und ich knapp 150 Seiten (und einen Flug ohne weiteres lesematerial) gebraucht habe, um wirklich ins Buch zu finden. Wenn man sich aber auf diesen Aufbau einlässt, ist die Geschichte extrem spannend, denn man will einfach wissen, was jetzt diese ganzen zusätzlichen Handlungsgeschichten eigentlich mit dem Verschwinden emilies zu tun haben. Ist die gestohlene Jacke von Benny Knüppers wirklich der Flügelschlag des Schmetterlings? Diese chaostheoretische Überlegung trägt den Roman wirklich gelungen über eine ziemliche Seitenanzahl und hält mich als Leser bei der Stange. Dass auch noch alte Bekannte im Buch auftauchen, ist vielleicht noch einmal in besonderer Bonus für Hammesfahr-Fans, allerdings eine Warnung: wenn man "Die Mutter" noch lesen will, sollte man das vor diesem Buch tun, denn es enthält leider ziemliche Spoiler auf die Handlung und Lösung ... Wirklich nicht gelungen fand ich dieses Mal aber die Figurenzeichnung. Da ist nicht eine Figur dabei, die mehrere Facetten zeigt, sondern alle erfüllen ihr Stereotyp. Da wäre der vernachlässigte Teenager, der kriminelle Osteuropäer, die gefrustete Vollzeitmutter, der erfolgreiche Einwanderer zweiter Generation, der Karrierevater, und so weiter. Diese Ansammlung hat das ganze für mich immer mehr zu einer Art Playmobil-inszenierung werden lassen, der ich zwar gerne zugeschaut habe, mit deren Figuren ich aber nicht wirklich mitfühlen konnte. Ich glaube, die einzige Überraschung war die erste Beschreibung Annes durch Klinkhammer, da dachte icvh "ups, irgendwie hab ich sie mir bisher anders vorgestellt", aber selbst das wird innerhlab kurzer Zeit wieder gerade gerückt. Bei diesem Buch steht der Storyaufbau eindeutig im Fokus, sodass man bereit sein muss, über stereotype Figuren hinwegzusehen.

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