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Rezension zu
Noah – Von einem, der überlebte

Dokument der Erinnerung

Siebter Himmel Bastei Lübbe GmbH
Von: Markus Felsmann aus Köln
28.12.2020

Je weniger Zeitzeugen und Überlebende der Shoah es noch gibt, desto dringlicher bedarf es der Dokumentation einzelner Lebens- und Leidensgeschichten, die den Opfern des Nationalsozialismus ein individuelles Gesicht verleihen und uns begreiflich machen, dass diese unsagbaren Verbrechen an echten Menschen, in die wir uns einfühlen können, begannen wurden: Diese Verbrechen waren real und dürfen auch für uns in Zukunft nicht zu etwas Abstraktem werden. Takis Würger, der mit seinem Roman über Stella Goldschlag 2018 einen heftig diskutierten Text vorlegte, erzählt in seinem neuen Buch »Noah. Von einem der überlebte« die Erinnerungen Noah Kliegers nach und hat damit ein solches Dokument der Erinnerung geschaffen. „Ich will, dass Menschen hören oder lesen, was passiert ist“, sagte Klieger, der in seiner Jugend nach Auschwitz deportiert wurde, selbst. Was für ein beeindruckender Mann und was für ein Leben. Seine Geschichte hat mich ziemlich bewegt und wird mir bestimmt noch eine ganze Zeit nachlaufen. Ganz außerordentlich klug ist die Edition von Würgers Text in Zusammenhang mit den drei Nachworten. Insbesondere die narratologische Betrachtung der Berichte von Shoah-Überlebenden, die Sharon Kangisser Cohen (Yad Vashem Studies) am Ende des schmalen Büchleins vornimmt, finde ich sehr gut und lehrreich. Sie reflektieren den Prozess der Erinnerung selbst und heben auf die jeweils individuelle Wahrheit der traumatischen Erfahrung ab. Die Frage (auf die sich Würger ja auch bezieht), ob es nun wirklich Mengele oder ein anderer Arzt war, mit dem Noah um sein Leben verhandelt hat, erscheint vor diesem Bedeutungshorizont sekundär. Damit bleibt die Wahrheit des Erzählten und letztlich die Arbeit des Autors unangefochten.

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