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Rezension zu
Totenhaus

Auch Blums zweiter Auftritt ist packend und extrem temporeich, jedoch mit teilweise haarsträubenden logischen Schwächen

Von: Büchermonster
19.09.2015

Wer Bernhard Aichners Thriller-Bestseller „Totenfrau“ gelesen hat, für den war es eigentlich fast schon absehbar: Irgendwie lief damals für Bestatterin Brünhilde Blum, die im Alleingang den Mord an ihrem Ehemann rächte und dabei auch über Leichen ging, alles ein wenig zu glatt – gerade was die Entsorgung ihrer Opfer anging, die Blum zum Teil im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit anderen Toten in kleinen Einzelteilen mit in den Sarg packte. Und genau dies wird ihr nun zum Verhängnis, denn aufgrund eines Erbschaftsstreits wird eine Exhumierung ausgerechnet an einem der Gräber vorgenommen, das die Mutter von zwei Töchtern damals als Abladeplatz umfunktioniert hat und bringt Blum zwei Jahre nach ihrem Rachefeldzug plötzlich in arge Erklärungsnot. Das ist aber zunächst gar nicht mal Blums Hauptproblem in der Fortsetzung „Totenhaus“, denn eigentlich ist die Bestatterin nach einer verstörenden Entdeckung im Urlaub vorrangig mit der Suche nach ihrer eigenen Identität beschäftigt, denn wir erinnern uns: Blum wurde im frühen Kindesalter von Pflegeeltern adoptiert und hat ihre leiblichen Eltern nie kennengelernt. Die Reise in die eigene Vergangenheit führt Blum zu einem verlassenen Hotel im Schwarzwald und man muss kein großer Horror-Experte sein, um fast unweigerlich Parallelen zu Stephen Kings Klassiker „Shining“ zu ziehen – schließlich bedient Bernhard Aichner diesen Vergleich mit einer entsprechen Referenz schon selbst. Nun ist „Totenhaus“ natürlich deshalb kein Horror-Roman, das Setting bringt aber auch als leichter Abklatsch immer noch einen gewissen Reiz mit sich und dient für Blum nicht nur der Selbstfindung, sondern ist zugleich auch ihr Zufluchtsort, während in der Heimat ihr Leben durch die unheilvolle Entdeckung auf dem Friedhof vom totalen Einsturz bedroht ist. Neben dem atmosphärischen Schauplatz punktet der zweite Band der Blum-Trilogie auch wieder mit dem sehr eigenwilligen Schreibstil Aichners, der wie schon in „Totenfrau“ erneut sehr stakkatoartig und frei von jeglichen Ausschmückungen ist und durch die kurzen und oft abgehackt wirkenden Sätze wieder ein enorm hohes Tempo erzeugt. Und während dieser Stil im Vorgänger perfekt den kompromisslosen Blutrausch Blums untermalte, hat er im zweiten Band noch eine ganz andere Wirkung: Während der Protagonistin immer mehr die Kontrolle über ihr eigenes Leben entgleitet und sie zunehmend in Panik gerät, überträgt sich diese extreme Unruhe und Hektik durch Aichners Erzählweise auch fast 1:1 auf die Leser, sodass man sich gut in die Bestatterin hineinversetzen kann und selbst mit einem ungesund hohem Puls durch die Handlung rast. Kommen wir nun aber zum großen Schwachpunkt dieser Fortsetzung: Bereits im Auftaktband hat es sich der Autor in Bezug auf die Story oft ein wenig zu einfach gemacht: Zielpersonen wurden zu schnell ermittelt, Blums Morde liefen zu reibungslos ab und die Hauptfigur überstand selbst brenzligste Situationen mit einer recht unglaubwürdigen Leichtigkeit. Das ist in „Totenhaus“ wieder ähnlich, zudem ist die Geschichte selbst diesmal auch sehr abenteuerlich konstruiert, basiert auf unglaublich vielen Zufällen und wird fast mit jedem Kapitel immer absurder – teilweise wird es so haarsträubend, dass Bernhard Aichner selbst mit seinem mörderischen Erzähltempo nicht mehr über offensichtliche logische Schwächen hinwegtäuschen kann. Wer also einen realistischen Thriller sucht, der sollte um Blums zweiten Auftritt besser einen ganz großen Bogen machen. Ist man jedoch bereit, über Logiklöcher großzügig hinwegzusehen und legt den Fokus stattdessen lieber auf atemlose Unterhaltung und eine trotz aller Unglaubwürdigkeiten packende Story, so bekommt man auch mit „Totenhaus“ wieder einen spannenden Pageturner geboten – an das Niveau des ersten Romans kann Aichner aber leider nicht ganz anknüpfen.

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