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Rezension zu
Totenhaus

Blums Rückkehr

Von: Christian Himmel
10.09.2015

Eigentlich hätten die Särge für immer verschlossen bleiben sollen, doch ausgerechnet ein Erbschaftsstreit bringt die schauerlichen Taten ans Licht. In einem Sarg werden ein zusätzlicher Kopf und Beine gefunden eines vermissten Schauspielers und alle Ermittlungen führen zu Blum. Nach all den Jahren scheinen sie die Taten von damals wieder einzuholen und sie kann nichts tun, als ihr Bestattungsunternehmen verlassen und zu flüchten, ihre Kinder, ihr Leben zurücklassen. Eine Flucht, die sie in ein Hotel führt, dass mehr mit ihr gemein hat, als ihr lieb ist. Die Leichen verfolgen Blum Auch im Nachfolger von "Totenfrau" geht Bernhard Aichner in die Vollen. Mitten in die Geschichte hinein begleiten wir Blum nach der Zeit der Morde und müssen zusehen wie die Welt ihre Taten ausrollt. Ihr bleibt nichts übrig, als möglichst bald zu verschwinden. Doch es verfolgt sie, Leichen pflastern ihren Weg und sie kann nichts tun, außer zu rennen. Ihre Kinder zurücklassend und alles, was sie liebt, steigt sie auf ihr Motorrad und versucht zu entkommen. Sie zweifelt, sie trauert, sie hält es kaum noch aus und wir können nur zusehen wie sie druchzudrehen scheint. Ist sie ein Monster, war es doch falsch? Man kann von Blum vieles sagen, man kann sie hassen oder lieben, aber sie bleibt ein einzigartiger Charakter, der aneckt und dadurch begeistert. Sie will eigentlich nur Frieden finden, ein Hoffnungsstreifen vielleicht und gerät doch wieder in Schwierigkeiten, die leider den Thriller ziemlich zusetzen. Aber sie kämpft und das so gut sie kann. Genialer Schreibstil trifft auf wackeliges Kontrukt Aichners eigenenwilliger Stil aus Halbsätzen und Fragmenten, die wie Momentaufnahmen und Schnappschüsse wirken, ist atemberaubend wie eh und je, wnn nicht sogar in bester Form. Er lässt uns in Blum hineinfühlen, leiden bis wir kaum noch Luft holen können und schafft Emotionen in wenigen Worten, während wir durch die Geschichte geschoben werden. In rasenden Tempo bewegt man sich und sieht schon, dass mehr Potenzial vorhanden ist als im Vorgänger und kollidiert leider ohne Airbag. Wir befinden uns mitten in einem Hotel und alles schreit "Shining". Man freut sich sich und schnell stellt man leider fest, es wirkt wie eine unausgegorene Version eines Horrorhauses, das King Ehre machen hätte können, aber an seiner eigenen Dynamik kränkelt. Nicht nur wird man die ganze Zeit das Gefühl nicht los, dass die Verbindungen der Figuren mit Gewalt zusammengeschustert wurden, sondern das sie nur auf ein Finale hinarbeiten. Es entstehen logische Lücken, die umschifft werden mussten, was Aichner meistens gut gelingt, aber oftmals etwas fad und müde wirkt, sodass der Thriller anfängt zu kränkeln. Sobald die Fassade der Charaktere bröckelt, wird es noch diffuser und das wackelige Konstrukt tritt zum Vorschein. Es soll gnadenlos sein und wirkt doch zu überspitzt, raubt dem Thriller seine Spannung. Grund dafür sind auch die einseitigen Motive, die schwer nachvollziehbar erscheinen und sich nicht wirklich gut zusammenfügen. Die Faden wollen keinen richtigen Teppich ergeben und so bleibt an vielen Stellen ein Flickenteppich, auch wenn Spannung oberste Priorität hat. Lückenfüller für den Paukenschlag? Mit jeder Seite wird es nur dramatischer und die Abstrusitäten nehmen zu. Eine Effekthandlung trifft auf die Nächste, die oft oberflächlich erscheinen und nicht immer tiefgehende Spannung mit psychologischen Extra versprechen. Der ganze Roman bemüht sich um Authentizität, die er nicht vollkommen transportieren kann, und so streift man rasend durch einen Trümmerhaufen, der so viel mehr gekonnt hatte. Vieles wird angerissen, nichts wirklich vollendet. Zu viel bleibt offen, zu wenig wird zusammengefügt und man hat das Gefühl einen Lückenfüller zu lesen, der viele Versprechungen macht, aber sie nicht halten kann (oder nicht erfüllen will und sich alles für die Fortsetzung aufspart?). Auch wenn an vielen Stellen die Spannung steigt und man mitgerissen wird, will "Totenhaus" nicht so richtig funktionieren, auch wenn das Ende wieder voll ausholt. Da scheint er wieder, der Aichner, und man klebt förmlich an den Seiten, will einfach nur den Folgeband verschlingen und die schwächelnde Mitte vergessen. Aber die große Überrschung im zweiten Teil bleibt aus, auch wenn die Spannungkurve hoch bleibt. Fazit "Totenhaus" ist eine solide Fortsetzung mit Schwächen, die dank Aichners großartigen Schreibstil und Blums speziellen Charakter lesenswert bleibt, aber das Niveau seines Vorgängers nicht erreicht. Bleibt nur zu hoffen, dass der dritte Teil wieder mehr Schwung aufnimmt. Die Grundpfeiler dafür sind im "Totenhaus" dafür genügend vorhanden.

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