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Rezension zu
Totenhaus

In ganz eigenem Tonfall

Von: Michael Lehmann-Pape
10.09.2015

Irgendwann, auf einer überstürzten Flucht, nach einem Öffnen von Gräbern, nachdem die Vergangenheit, die Rache für den Tod ihres geliebten Mannes die Bestatterin Blum einholt, landet sie tatsächlich in einem „Totenhaus“. In dem zwar drei Menschen leben, in dem dennoch der Tod die Macht über die Lebenden besitzt. Und überwiegend nicht am Leben lassen wird. Ob das nun, wie es der Beginn dieses Thrillers angedeutet wird, auch Blum selbst betreffen wird, das sei dahingestellt. Dass aber eine Verzweiflung im Inneren der meisten der Beteiligten herrscht, dass eine Trauer und Leere im Leben entstanden ist, die ihresgleichen sucht und dass die Weisen des Umgangs der einzelnen Personen mit diesen dramatischen Lebensereignissen sich je ganz anders gestaltet, das gibt diesem zweiten Band um die Bestatterin Blum mit der harten Kindheit und dem traumatischen Verlust des geliebten Mannes eine ganz eigene Würze und Dynamik. Denn mindestens einer der handvoll Beteiligter sucht sein „Heil“ im Tod anderer Aber wer? Assoziativ in der Sprache, teilweise fast wie in Stichworten nur, taucht Aichner in die Innenwelt seiner Personen ein, lässt diese mehr und mehr wie gehetzt erscheinen, nicht mehr agierend in den äußeren Ereignissen, sondern von diesen bestimmt in den Richtungen ihres Handelns. Schon wenn ganz zu Beginn Blum ein Bild eines Exponates einer Ausstellung sieht, sich selbst quasi wie in einem Spiegel darin erkennt und ihre Ducati wie auf Schienen zum Ausstellungsort lenken muss, erlebt der Leser dieses getriebene, dieses fast schicksalhafte, das mehr und mehr eskaliert. Und fasziniert, was vor allem dem ganz eigenwilligen, temporeichen, psychologischem Stil Aichners geschuldet ist. Allerdings, im Lauf der Seiten, die äußeren Ereignisse stellen sich doch als ein wenig zu begrenzt dar, gerade im Vergleich zum Vorgängerband, die äußere Spannung im Buch lässt hier und da rein zugunsten der inneren, psychologischen nach (die in Teilen zu weit ausgedehnt dann verarbeitet wird), was für die ein oder andere Länge im Buch sorgt. Zudem werden ab einem bestimmten Punkt (man achte auf Kaninchen im Buch) die Ereignisse, zumindest die Täterfrage doch vorhersehbar. Zum Ende hin dann fließen wieder temporeich alle Fäden des Thrillers zusammen und enden in einem gut gesetzten und dann auch wieder spannend konstruiertem Finale. Alles in allem ein anregender, gerade in der sprachlichen Form außergewöhnlicher und vor allem, was die Figur der Bestatterin angeht, originärer Thriller, der allerdings nicht ganz so fesselt, wie das erste Auftreten Blums.

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