Rezension zu
Ausgerechnet Kabul
Äußerst beeindruckend
Von: Susanne UllrichIch bin ganz schrecklich beeindruckt. Von dem Buch und auch von der Autorin. Dank meiner Vorbehalte käme ich nie auf die Idee nach Afghanistan zu reisen. Dass Ronja von Wurmb-Seibel diesen Schritt gewagt hat, finde ich bewundernswert. Mit all den tragischen Geschichten ist mir das Buch sehr nahe gegangen. Es ist nicht einfach die trockene Schilderung eines Journalisten aus der Ferne. Man sitzt auch als Leser mittendrin. Mehrfach habe ich vom Buch aufgeblickt, weil ich nach dem Gelesenen erst mal durchatmen musste. Und habe dann auch erst einmal wieder in die Realität finden müssen. Dass ich nicht im auf dem staubigen Boden sitze und mich mit drei Schwestern vor einem Soldatencamp unterhalte oder mit Nabi, dem Wächter, durch den Garten laufe und mir die Pflanzen erklären lasse. Meine bisherige Literatur zum Krieg in Afghanistan bestand lediglich aus Büchern, die (ehemalige) Soldaten geschrieben haben. Nun die Seite der Zivilisten kennenzulernen, ist überwältigend. Ein ganz wichtiges Buch, aus dem ersichtlich ist, wie dramatisch die Lage dort nach wie vor ist. Und vor allem, dass dort Menschen leben – nicht pauschal Terroristen. Ronja von Wurmb-Seibel schreibt ohne Effekthascherei, schnörkellos und verständlich. Insbesondere die örtliche Konstellation aus Machthabern und den verschiedenen religiösen Gruppen wird verständlich erklärt. Die Geschichten der vielen verschiedenen Menschen berühren den Leser. Klingt vielleicht unpassend, aber das Buch ist spannend, überaus interessant und ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Ganz großes Kino. Ich habe aus der Lektüre einiges gelernt. Und sollte ich zum Ende des Jahres hin eine Top-Ten-Liste 2015 erstellen, ist dieses Buch ganz sicher mit dabei. Jeder, der sich auch nur halbwegs für andere Menschen interessiert, sollte das Buch lesen.
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