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Rezension zu
Tomorrow & Tomorrow

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

SciFi-Krimi mit virtueller Simulation, "gelöschtem Leben" und einer permanent vernetzten Gesellschaft.

Von: Literaturlärm
23.08.2015

[Inhaltsangabe s.o. oder in meiner Videorezension.] Ich mochte die beschriebene Welt als Handlungsort sehr - sie ist das Gegenteil der sterilen HighTech-Zukünfte, sondern tendiert eher in die dreckige Noir-Richtung und wurde beim Lesen sofort lebendig. Wir befinden uns in einer stark sexualisierten und auf Extreme ausgerichteten Gesellschaft, die durch unter die Schädeldecke implantierte Adwares permanent mit Informationen, aber auch Werbung bombardiert wird. Die Funktionsweise der simulierten Stadt Pittsburgh wirkt stimmig und sorgt für eine angenehme SciFi-Stimmung hinter dem eigentlichen Krimi-Plot. Auch die Ich-Perspektive und das Erzählen im Präsens funktionieren sehr gut, da man sich so immer auf der gleichen Stufe wie der Protagonist befindet und nicht das Gefühl hat, ein auktorialer Erzähler oder der "zukünftige" Protagonist enthalte einem Wissen vor. Dass das Ganze wirklich eher ein Krimi und kein Thriller ist, sagte mir ebenfalls zu. D.h. es wird über lange Zeit auch beobachtet, überlegt, ermittelt und nicht geschlachtet, verfolgt oder gefoltert. Zudem lagen hinter allem immer noch genug SciFi-Aspekte, die mir das Buch interessant machten, da ich weniger im Krimibereich unterwegs bin. Die eigentliche Auflösung des Falls war demnach für mich weniger interessant als die Welt und verlief recht geradlinig. Auch die heftige Abwehrreaktion des Protagonisten auf gewisse Ereignisse und Erkenntnisse fand ich angemessen, da ich den abgebrühten Kommissaren, die z.B. auf Vergewaltigung mit "Na, ist halt so" reagieren, überhaupt nichts abgewinnen kann. Allgemein wussten mich die düstere Stimmung, ein nicht durchweg sympathischer, aber nachvollziehbarer Protagonist sowie ein hinter allem vorhandener Kommentar zu Tendenzen in der Gesellschaft [Vernetzung, Werbung, Überwachung, Erinnerungskultur, auch Trauerbewältigung] zu überzeugen. [Pluspunkte außerdem für einige literarische Querverweise und am Rande auch eine LGBTQ-Beziehung, die schön ruhig und nicht etwa als Fetisch des Beobachters beschrieben wurde.]

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