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Rezension zu
Schattenschrei

Schattenschrei (Erik Axl Sund)

Von: Poldi
04.08.2015

Jeanette Kihlberg scheint endlich den Durchbruch in dem Fall des ermordeten unbekannten Jungen geschafft zu haben und zwei potenzielle Täterinnen ausgemacht. Viele Hinweise deuten auf die beiden, die kurze Zeit später tot aufgefunden werden – verbrannt in einem Auto. Haben sie den Freitod gewählt oder wollte jemand seine Spuren verwischen? Unterdessen muss sich Sofia immer mehr ihrer Vergangenheit stellen, die mit Wucht auf sie hernieder prasselt... Mit „Schattenschrei“ schließt das schwedische Autorenduo Erik Axl Sund die Victoria Bergmann-Trilogie ab, wobei alle drei Bände innerhalb eines halben Jahres erschienen sind und so reichlich Lesestoff in kurzer Zeit boten. War der Anfang mit „Krähenmädchen“ noch etwas holprig, ging es in „Narbenkind“ schon deutlich spannender und strukturierter weiter. Und „Schattenschrei“? Hat natürlich die schwierige Aufgabe, die vielen losen Handlungsstränge abzuschließen. Das schaffen die Autoren nicht überall, sodass vieles im Vagen bleibt, insgesamt ist aber ein gelungenes Finale mit zahlreichen Wendungen entstanden. Ich mag Geschichten, die ganz am Ende alles in einem anderen Licht erscheinen lassen, die eine krasse Überraschung den Leser schockieren und damit viele Details erklären können. Schattenschrei tut dies auch in überzeugender Weise, auch wenn einige Teilauflösungen etwas konstruiert wirken und sichtbar für das große Ganze eingefügt wurden. Das tut dem Spaß an dem Buch aber keinen Abbruch, denn trickreiche Wendungen und ein flüssiger Verlauf sind prägende Elemente. Die psychologische Komponente, die durch Sofia eingebracht wird, wird hier noch weiter ausgebaut, ist aber nicht zu dominant sondern lässt auch dem Fortlauf der Handlung ihren Freiraum. Das gefällt mir sehr gut, auch wenn das Ende etwas überhastet erzählt scheint. Die Charaktere sind recht sorgsam ausgeformt und greifen zwar einige Stereotypen aus anderen Erzählungen auf, ihnen werden aber genügend eigenständige Züge angedichtet, sodass sie individuell und lebensnah wirken. Besonders Sofia wird sehr tiefgehend beschrieben, weit in ihre Psyche eingedrungen, was mich sehr in Bann gezogen hat. Zahlreiche seelische Abgründe, die am Rande der Vorstellungskraft liegen, werden offenbart, was auch durch die meist gelungene sprachliche Verwendung unterstützt wird. Nur manchmal driften die kurzen und präzise formulierten Sätze ins Banale ab und werden allzu flach dargestellt. Schattenschrei ist ein durchaus gelungener Abschluss, der vieles scheinbar Bekanntes in ein völlig anderes Licht rückt und mit einer krassen Wendung den Leser schockiert. Doch auch bis dahin wird eine temporeiche und überraschende Handlung geboten, in der Jeanette dem Kern der Geschichte immer näher kommt und die Psyche von Sofia sehr gut aufgedröselt wird. Nur das allzu übereilte Ende und einige lose Erzählfäden haben mir nicht allzu gut gefallen.

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