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Rezension zu
Die Erfindung der Flügel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sue Monk Kidd: "Die Erfindung der Flügel"

Von: Liesa
10.07.2015

Schon mit "Die Bienenhüterin" hatte Sue Monk Kidd damals mein Herz erobert und nachdem "Die Erfindung der Flügel" Anfang des Jahres erschien, wusste ich ganz genau, dass ich es unbedingt lesen musste. Und es hat sich auch gelohnt - dieses Buch war so besonders, so einfühlsam und ergreifend und wunderbar! Im Mittelpunkt der Geschichte, die Anfang des 19. Jahrhundert beginnt, stehen zwei Mädchen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Auf der einen Seite Sarah Grimké, Tochter eines reichen Plantagenbesitzers, die mit ihren Brüdern und Schwestern in einem schönen Anwesen in Charleston wohnt; auf der anderen Seite Hetty, eigentlich Handful, eine der vielen Sklavinnen des Hauses. Zu Sarahs elften Geburtstag wird Handful ihr als Geschenk überreicht, doch Sarah hält nichts von der Sklaverei und so wird Heandful kein gewöhnliches Dienstmädchen für sie - es entsteht vielmehr so etwas wie eine Freundschaft zwischen den Mädchen, in der Sarah Handful sogar das Leben und Schreiben beibringt und einen Freibrief schreibt, in dem sie um Handfuls Freiheit bittet. Allein diese Gegenüberstellung und die Verwebung der beiden Geschichten mteinander, machten das Lesen zu einem ganz besonderen Erlebnis. Denn die Kapitel, die aus Sarahs und diejenigen, die aus Handfuls Sichtweise geschrieben waren, wechselten sich ab, ergänzten sich auf wunderbare Weise und machten die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten der beiden besonders deutlich. Denn eines hatten Sarah und Handful ganz bestimmt gemeinsam: Es handelte sich bei beiden um überaus starke Frauen, stolze Persönlichkeiten. Sie waren damit allerdings nicht die einzigen: Auch Sarahs jüngere Schwester Angelina, die von allen nur Nina genannt wurde, so wie auch Handfuls Mutter waren eigenwillige, mutige und selbstsichere Charaktere - Persönlichkeiten, wie es sie viel zu selten zu der Zeit gab. Was Handful und Sarah außerdem verband: Beide litten unter Unterdrückung - Handful, aufgrund ihrer Hautfarbe und ihres minderwertigen Status als Sklavin, Sarah, wegen der simplen Tatsache, dass sie eine Frau war und ihre Träume und Wünsche aus diesem Grund nicht verfolgen durfte. Sue Monk Kidd hat einen wunderbar bildhaften und leichten Schreibstil, trotz allem war das Buch keine leichte Kost. Gerade die Stellen, in denen die Behandlung der Sklaven geschildert wurde und welche Strafen für ihren "Ungehorsam" erdacht wurden, gingen mir wirklich an die Nieren und lösten in mir stets ein Gefühl der tiefen Erschütterung aus. Diese Unterdrückung und Unterordnung der schwarzen Bevölkerung werde ich nie nachvollziehen können und ich war froh, dass Sarah und später auch Nina ebenfalls kein Verständnis dafür zeigten und irgendwie versuchten, so gut sie eben konnten, dagegen anzugehen. Übrigens zeigt sich hier auch eine Besonderheit des Romans: Realität und Fiktion gehen nämlich Hand in Hand: Während Handfuls Geschichte zum größten Teil den Gedanken der Autorin entsprungen ist (was sie allerdings nicht weniger authentisch macht), stimmt der Handlungsstrang von Sarah und Angelina Grimké weitgehend mit den tatsächlichen Geschehnissen überein. Etwas, das man erst im Nachwort erfährt und was das Buch bei mir noch intensiver nachwirken ließ, denn die Schwestern gab es wirklich und sie haben sich beide sowohl für die Rechte der Sklaven, als auch für die Rechte der Frauen eingesetzt. Mich hat das Schicksal von Sarah und Handful unheimlich mitgenommen. Es fiel mir überhaupt nicht schwer, in die Geschichte hineinzufinden und ich habe es genossen, die beiden Frauen auf ihrem Lebensweg zu begleiten, gleichzeitig, haben mich viele Kapitel allerdings auch mit Wut und Frustration zurückgelassen. Nichtsdestotrotz ist es wunderbar, wie diese Frauen ihr eigenes Schicksal in die Hand genommen haben und versucht haben, es zum besseren zu wenden - ob es ihnen gelungen ist, lasse ich dabei mal offen, für diejenigen, die das Buch selber noch lesen wollen. Bei "Die Erfindung der Flügel" handelt es sich um ein emotionales und einfühlsames Buch, eines, das man nicht einfach wegpackt und damit abschließt, sondern über das man noch einige Tage später nachdenkt. Wie wäre es einem selber zu dieser Zeit wohl ergangen? Wie hätte man sich selber in diesen Situationen verhalten? Mich hat das Buch und die Geschichte der beiden Frauen nachhaltig berührt, sodass ich es tatsächlich jedem weiterempfehlen würde, dem nach einer empfindsamen und besonderen Erzählung ist, die größtenteils sogar wahren Geschehnissen nachempfunden ist. Von mir gibt es, ohne zu zögern, 5 von 5 Sternen für dieses wunderbare Buch und jetzt bin ich mir noch sicherer, dass ich alles von Sue Monk Kidd lesen muss, was sie bereits veröffentlicht hat und hoffentlich noch veröffentlichen wird.

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