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Rezension zu
Der gefrorene Himmel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Auf dem Spielfeld des Lebens

Von: Dagmar
13.04.2021

… bewegen wir uns auf den unterschiedlichsten Positionen; manchmal stehen wir auch nur als Zuschauer am Spielfeldrand. Doch gibt es einen höheren Plan? Saul Indian Horse, der Ich-Erzähler und Protagonist der Geschichte, sucht als Eishockeyspieler nach diesem Plan, nach der Schönheit des perfekten Spiels. Und als Angehöriger der First Nations in Kanada kämpft er um seinen Platz in einem Land, das die Weißen als ihr Spielfeld reklamieren. Der Anfang ist eine Selbstvergewisserung: „Ich heiße … Ich bin… Mein Großvater hieß … Wir haben uns angesiedelt, wo …“ Eine erzwungene Selbstvergewisserung: „Diese Leute hier wollen, dass ich meine Geschichte erzähle. Sie sagen, ich könne nicht verstehen, wo ich hingehe, wenn ich nicht verstehe, wo ich gewesen bin.“ Der Protagonist redet nicht, aber er schreibt seine Geschichte auf. So können auch wir, die Zuschauer, sie miterleben. „Erzähl-Fluss“ - ein besseres Wort finde ich nicht, um die Handlung nachzuzeichnen. Die Erzählung wirbelt und steigt und fällt wie die Wellen des Winnipeg River in Kanada, an dem sie ihren Anfang nimmt. Ein Auf und Ab von Schönheit und Schrecken. Es gibt Untiefen und ruhige Stellen, Stromschnellen, Inseln, um anzulegen und Luft zu schöpfen. Immer wieder musste ich ans Ufer paddeln und längere Pausen einlegen, um die Wucht der Erzählung auszuhalten. Und immer wieder die bange Frage: Was wartet hinter der nächsten Flussbiegung, im nächsten Kapitel auf mich? (Vorsicht: Spoiler) Wir begleiten Saul Indian Horse von seiner Kindheit in einem Indianerreservat über seine schreckliche Jugendzeit in einem staatlichen Heim und Jahre des scheinbaren Erfolges als Eishockeyspieler bis in die Entzugsanstalt für hartnäckige Säufer, in der er schließlich landet. Und werden von bloßen Zuschauern zu Teamplayern. Es ist eine Geschichte, die heute aktueller ist denn je. Und nicht nur, weil sie das Unrecht an der indigenen Bevölkerung klar benennt. Eine Geschichte von großer Verletzung, von Berufung, Befreiung und Vergebung. Das Eishockeyspielen ermöglicht das Überleben. Für den Heilungsprozess braucht es die Besinnung auf die ethnischen und spirituellen Wurzeln. Und den Mut, sich helfen zu lassen und den Weg zurück zu gehen. Ein Buch vom oft chaotischen Spiel des Lebens, das auf eine magische Weise schön ist. „Wie wollen wir das spielen?“ „Zusammen.“ „Der gefrorene Himmel“ war der erste Roman von Richard Wagamese, den ich gelesen habe, er ist sicher nicht der letzte. Diese wichtige Stimme der First Nations ist nun leider für immer verstummt, doch in seinen Büchern klingt sie weiter, über die Sprach- und Ländergrenzen hinweg. Und stellt uns die Frage nach unseren eigenen Wurzeln und unserer eigenen Geschichte: „Wenn wir im Frieden mit uns selbst leben wollen, müssen wir unsere Geschichten erzählen.“ Ein unverzichtbares Buch für alle, die sich für das Schicksal der indigenen Bevölkerung Nordamerikas im 20. Jahrhundert interessieren. Und für alle, die den Glauben an die positiven Kräfte des Lebens und der Gemeinschaft noch nicht verloren haben.

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