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Rezension zu
Der Basar des Schicksals

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verlust und Chance

Von: LiteraTüren
27.02.2021

Ein Tag, ein Ereignis ist immer in der Lage, das Leben eines Individuums zu verändern. Wie viel mehr gilt diese Erkenntnis für einen Basar des Schicksals, wie es der Bazar de la Charité 1897 in Paris war. Bouhiers Roman ist mehr als ein Bericht über den Brand, bei dem mehr als 100 Menschen ihr Leben ließen. Auffällig ist die große Anzahl an Frauen und Kinder, die an diesem Tag in die Leichenhalle gebracht werden. Am 4. Mai 1897 verloren etwa 140 Menschen ihr Leben beim Ausbruch eines Feuers während des Bazar de la Charité, eines jährlich wiederkehrenden Wohltätigkeitsbasars in der französischen Hauptstadt. Sogar Sissis Schwester, die Herzogin Sophie, befand sich unter den Opfern. Ein Opfer, zumindest fühlte sie sich so, war Adrienne bereits vor diesem schicksalhaften Tag im Frühjahr 1897. Ihre Sehnsucht war es, ihrem groben, gewalttätigen Mann zu entkommen und ein Leben zu führen, dass nicht von einem Mann bestimmt wurde. Neben Adrienne sind auch Lucile, Alice und Élimene Protagonistinnen des Buches. Diese Auswahl lässt erahnen, dass Frauen und ihre Situation zum Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich das zentrale Thema des Romans sind. Bouhier zeigt, dass der Basar des Schicksals neben seiner fatalen Wucht auch eine Chance auf ein neues Leben mit sich bringt. So versteht es Adrienne und entflieht ihrem Peiniger. Der Roman diente einem großen Streamingdienst als Vorlage für die gleichnamige Serie. Der Leserin und dem Leser wird aber empfohlen, das Buch vor der Serie zu lesen. Gewöhnungsbedürftig ist Bouhiers Schreibtstil wenigstens anfänglich. Der Roman liest sich, nicht ungewollt, wie ein Tatsachenbericht. So ist der Kapitelüberschrift jeweils ein Datum und ein zeitlicher Bezug zum Brandereignis beigefügt. Dies und die dauernd wechselnde Perspektive führen die Leserin und den Leser auf die sachliche Ebene des Betrachters. Die Perspektivwechsel erfolgen zudem unregelmäßig, unangekündigt und mehrfach in einem Kapitel. Dies erfordert Aufmerksamkeit. Da sich die Leserin und der Leser aber ohnehin in einer objektiven Stellung befindet, kann dies funktionieren. Odile Bouhier schreibt mit „Der Basar des Schicksals“ ein Buch über das Leben von vier Frauen, die durch ein Ereignis Verlust und Chance zugleich erfahren. Vier starke Frauen, die es damals wie heute gibt. Der sachliche Schreibstil führt zu einer Objektivität, die es braucht, um das Thema frei von Sentimentalität zu erzählen.

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