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Rezension zu
Nesthäkchen und ihre Puppen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nesthäckchen und ihre Puppen von Else Ury

Von: Vanessa
07.01.2021

In Nesthäckchen und ihre Puppen von Else Ury geht es um die 6-Jähirge Annemarie Braun. Der erste Band behandelt die Zeit von kurz vor einem Osterfest bis etwa zum Osterfest im nächsten Jahr und ihrer darauf folgenden Einschulung. Annemarie ist das Nesthäckchen der Familie, da sie zwei ältere Brüder hat, Klaus und Hans. Das Nesthäckchens, das manchmal auch Annemi oder Lotte genannt wird, erlebt ihre Abenteuer gemeinsam mit ihren Puppen. Sie lebt mit ihrem Vater, Dr. Braun, einem Arzt und ihrer Mutter, ihrem Kinderfräulein und ihren Brüdern, ihrem Hund und ihrem Vögelchen in einer Wohnung in Berlin. Außerdem gibt es in dem Haushalt noch die Köchin, Hanne, und das Stubenmädchen, Frieda. Annemarie macht mit ihrem Kinderfräulein regelmäßig Spaziergänge in den Tiergarten. Bei einem dieser Spaziergänge lernt sie das Schiffer-Lenchen kennen. Ein kleines Mädchen, das mit ihren Eltern auf einem Schiff lebt, weil ihr Vater der Kapitän ist. Sie unterhält sich mit der kleinen und die beiden sehr unterschiedlichen Mädchen freunden sich an bis Lenchen eines Tages erzählt, dass sie wieder abreisen; wahrscheinlich sogar sehr bald. Vor dem Abschied tauschen die Mädchen noch ihre Schuhe, da Annemarie die Holzpantinen von Lenchen toll findet und Lenchen Annemaries Stiefelchen mag. Annemaries Fräulein schimpft das Mädchen aus, weil diese ihre Schuhe wegegeben hat. Mit ihrem Bruder und Fräulein Lena fährt Annemarie nach Arnsdorf zu ihrer Tante und ihrem Onkel. Gemeinsam verbringen sie dort die Ferien, damit die Eltern mal ihre Ruhe vor den Kindern haben und der abgearbeitete Vater sich erholen kann. Dort tollt Annemarie mit Klaus und ihren Cousins und manchmal auch ihrer Cousine im Wald und auf den Wiesen herum. Einmal verstecken sich die Kinder mit Puppe Gerda im Baum, um von dort die Kaffeegesellschaft von Tante Kätchen zu belauschen, weil es bei diesen Gesellschaften immer so lustig zugehen soll. Die Kinder erleben in dieser Zeit einige Abenteuer und Annemarie verwildert in dieser Zeit auch ziemlich. Als sie wieder nachhause kommt, weiß sie nichts mit sich anzufangen und so meldet ihre Mutter sie im Kindergarten an. Annemarie freut sich sehr auf den Kindergarten, weil sie doch in Arnsdorf so gerne draußen gespielt hat. Als der Kindergarte nur aus einer Wohnung besteht, und es keinen Garten gibt, ist die Enttäuschung groß. Weil die Betreuerin und die Kinder so nett sind, freut sich Annemarie dann aber auf den Kindergarten und seitdem ist ihr auch Zuhause nicht mehr langweilig. Nesthäckchen erlebt noch etliche weitere Abenteuer, die ich jetzt nicht alle erwähnen werde, aber mit ihren Brüdern, vor allem mit dem nur wenig älteren Klaus, gerät das Mädchen oft aneinander. Er malt ihren Puppen Schnurrbärte auf, entführt Gerda und versteckt sie vor Annemarie oder steckt eine Kiste mit Insekten in ihr Zimmer. Ihr Bruder Hans findet solche Sachen zwar auch ziemlich witzig, aber er und Annemarie verstehen sich grundsätzlich ganz gut. Das Mädchen wird durch die Geschenke und ihre Spielsachen ziemlich darauf getrimmt, in die entsprechende Rolle hineinzuwachsen. Sie hat jede Menge Puppen, die sie wie ihre Kinder behandelt; jede mit eigenem Charakter und mit Gerda hat sie sogar ein eigenes Nesthäckchen bekommen. Sie hat auch jede Menge Puppenzubehör, um für ihre Kinder zu sorgen, dazu gehört eine Küche und ein Bügeleisen, das man sogar wirklich heiß machen kann. Ihre Kinder erhalten nicht nur zu Annemaries Weihnachtsfest Geschenke, sondern auch von ihr selbst selbstgebastelte Geschenke. Das Buch endet mit Annemaries Geburtstag und ihrer Einschulung an der örtlichen Mädchenschule. Zum Geburtstag hat sie jede Menge Zubehör für die Schule bekommen, das sie stolz herumzeigt und sogar damit in der Wohnung auf- und abläuft und so wie ein richtiges Schulmädchen aussieht. Nesthäckchen und ihre Puppen von Else Ury ist der erste Band der Reihe und auch diesen habe als Hörbuch gehört, sodass ich erst auf den Inhalt und dann auf das Medium eingehen werde. Ich finde es ganz spannend mal ein, mutmaßlich halbwegs authentisches Leben, einer Familie in der Deutschen Kaiserzeit zu erleben. Der Fokus liegt zwar auf Annemarie, aber dennoch werden einige gesellschaftliche und auch familiäre Inhalte beschrieben. Einige Sachen kommen einem auch aus der heutigen Zeit sehr bekannt vor: die Kinder ärgern sich gegenseitig, man macht Ausflüge in den Tierpark und spielt sehr viel. Das hat mir sehr gut gefallen. Aber natürlich gibt es auch einige Unterschiede zur heutigen Gesellschaft. Annemarie wird sehr in ihre Rolle als Frau hineinerzogen. Es gibt zwar heute noch Kinderküchen und Puppenzubehör, aber es ist nicht mehr so strikt nach Jungs und Mädchen getrennt. Außerdem kann ich mich nicht erinnern, jemals ein funktionsfähiges Bügeleisen für Kinder gesehen zu haben. Annermarie besitzt sowas und bügelt die Kleidung ihrer Puppen. Sie wird zur perfekten kleinen Frau erzogen. Auch als Annemarie sich eines ihrer Zöpfchen abschneidet, weil ihrer Puppe die Haare ausgegangen sind, wird sie als Junge bezeichnet. Als ihre Eltern ihr dann das zweite Zöpfchen auch noch abschneiden, weint sie bitterlich, weil sie keine Jungenfrisur wie die ihrer Brüder haben möchte. Hier sind die Rollenverteilungen also klar und es ist auch klar wie ein Mädchen auszusehen und sich zu benehmen hat und wie ein Junge, wenngleich Klaus mehr als einmal gerügt wird, wenn er seine Schwester wieder einmal ärgert. Das mochte ich gar nicht, denn natürlich müssen solche alten Rollenbilder kritisch von jungen Hörerinnen und Hörern betrachtet werden. In diesem Kontext noch ein Hinweis zum Booklet. Dort findet sich eine Seite, die die traditionellen Werte reflektiert und daraus eingeht, dass ein solches Hörbuch im Kontext der damaligen Zeit, also der Zeit, in der das Kinderbuch dazu geschrieben wurde, gehört werden muss. Das ist absolut richtig, aber irgendwie hat mir da noch ein bisschen was dazu gefehlt, dass solche Werte heute anders sind und Mädchen heute nicht mehr als typische Hausfrauen erzogen werden. Bei Der Trotzkopf ist diese Einordnung irgendwie besser gelungen, finde ich. Die Worterklärungen sind sicherlich – auch für bereits erwachsene Hörer:innen – sehr hilfreich und auch die Inhaltsbeschreibung hat mir gut gefallen. Die Illustrationen von Max Meinzold haben mir wie immer gut gefallen. Ich mochte das Booklet zum Hörbuch auf jeden Fall sehr gerne und wünsche mir sowas eigentlich immer; zumindest damit man weiß wie die Figuren heißen (und geschrieben werden) und damit man den Inhalt nochmal kurz nachlesen kann. Kommen wir nochmal kurz zum Inhalt: Die Figuren sind mir grundsätzlich sympathisch gewesen, wenngleich ich den Erziehungsstil mit Sätzen in die Richtung „Was bist du für ein dummes Kind“ oder „So kann ich dich nicht lieb haben“ überhaupt nicht mochte. Annemarie ist auf jeden Fall eine unglaublich sympathische Figur und auch die anderen Figuren müssen natürlich im Kontext der Zeit betrachtet werden. Der Inhalt hat mir mit dem episodischen Erzählen recht gut gefallen und ich habe auch nicht großartig gemerkt, dass irgendwo groß gekürzt wurde, wenngleich es sich auch hier um eine gekürzte Lesung handelt. Der Absatz zum Booklet gehört ja so halb schon zum Thema Medium, aber um nochmal auf die Sprecherin selbst zu kommen: Ich mag Andrea Sawatzki eigentlich sehr gerne. Aber ich finde, dass ihre Stimme nicht zum Hörbuch gepasst hat, weil diese für mich nicht zu Annemarie gepasst hat und es schließlich immer um diese geht. Ich habe die anderen Hörbücher der Reihe (Anne auf Green Gables und Der Trotzkopf) sehr gerne gehört, aber bei diesem musste ich mich manchmal schon fast zwingen, weiterzuhören. Das lag mit Sicherheit nicht nur an der Stimme der Sprecherin, sondern auch am Inhalt. Für mich ist Das Nesthäckchen und ihre Puppen von Else Ury deshalb leider das bisher schwächste der Reihe (wenngleich diese noch sehr klein ist). Wer sich für ältere Kinderbücher interessiert und eine gute Aufbereitung wünscht, ist hiermit sicherlich dennoch gut beraten. Mein Liebling in der Reihe wird das Hörbuch aber wohl leider trotzdem nicht mehr.

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