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Rezension zu
Für jetzt und immer und danach

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein innovativer Roman mit Tiefgang

Von: Katharina Piske
22.05.2015

Für jetzt und immer und danach ist eines dieser Bücher, bei denen man vom Cover (und Titel) leicht fehlgeleitet werden kann. Man denkt sofort an eine romantische, humorvolle, beschwingte Liebesgeschichte mit verquickten Wendungen, an deren Ende das Glück wartet. Zum Teil bekommt man auch genau das geboten. Aber eben nur zum Teil. Und in diesem Fall ist das eindeutig ein Pluspunkt. Der Roman ist eine sehr mitreißende Mischung aus Komik und Dramatik und das zeichnet sich auch im Erzählstil ab. Der Anfang ist unterhaltsam und locker und witzig geschrieben, sodass ich Sam auf Anhieb mochte. Er ist kein klassischer Computer-Nerd, wie man sich das vielleicht im ersten Moment vorstellen mag. Seine Welt besteht nicht nur aus 1 und 0, er lebt nicht in einem virtuellen Universum, redet wirres Zeug in einer kryptischen Sprache und er ist auch nicht sozial inkompetent. Zu Deutsch: Er ist kein Sheldon Cooper 2.0. Das einzige, was die beiden teilen, ist der "Makel", sich ihres Könnens so dermaßen bewusst zu sein, dass sie leicht arrogant daherkommen. Trotzdem entlocken mir solche Momente eher ein Schmunzeln, als dass ich mich darüber aufregen könnte. Zu Beginn war ich zugegebenermaßen wenig überzeugt von Sams und Merediths Liebe. Erstens, weil mir die Entwicklung der Beziehung viel zu rasant von Statten ging, und Zweitens, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass man durch einen Algorithmus wirklich seinen perfekten Partner finden kann. Aber die vielen kleinen Gesten und süßen Liebesbekundungen haben mich dann meine Zweifel über Bord werfen lassen. Einer meiner Favoriten war diese Aussage von Sam: "Ich habe es immer gehasst, wenn Freunde gesagt haben: 'Sie ist das Beste, was mir je passiert ist.' Menschen sind schließlich kein Ereignis, das einfach so passiert, sondern das Beste, was in unserem Universum existiert. Du bist das Beste, was es gibt und je gegeben hat. Mir war nicht mal ansatzweise bewusst, dass man so glücklich sein kann." (S. 191) Das Tolle an diesen Sätzen ist aber, dass sie für sich alleine stehend ganz leicht für mich zu schmalzig geraten könnten, aber da darauf wieder ein witziger Wortwechsel folgt, passiert eben das nicht. Die beiden haben eine wunderbare Dynamik, da sie wirklich viele Gemeinsamkeiten und ein gutes Gespür und Verständnis für die Bedürfnisse des anderen haben. Man könnte fast behaupten, dass sie das Musterbeispiel einer erfolgreichen Partnerschaft sind. Um ehrlich zu sein, fand ich das temporär zu perfekt, aber das ist nur mein persönliches Empfinden. Im Vordergrund steht aber meiner Meinung nach nicht speziell die Liebe der beiden, sondern das Thema Verlust(bewältigung) und das Verhältnis, dass man zu einem verstorbenen Menschen hat. Daran zeigt sich der Facettenreichtum zwischenmenschlicher Beziehungen: von der Liebe zwischen Familienmitgliedern über Freunde bis hin zu Ehepartnern war alles vertreten und jeder ist anders mit seiner Trauer umgegangen. Das war sowohl unterhaltsam (z.B. die eine Frau, die die Technik benutzt hat, um ihre Schimpftiraden über ihren toten Mann abzuladen), als auch bedrückend mitzuverfolgen, da manche wirklich verzweifelt waren. Ich selbst wüsste nicht, wo ich mich in dieser Diskussion positionieren würde: einerseits ist es verlockend, mit für immer verloren Geglaubten kommunizieren zu können, andererseits ist die Vorstellung ein wenig gruselig und ich schätze, dass ich 1. irgendwann den Bezug zur Realität verlieren würde und 2. niemals den Trauerprozess abschließen könnte. Daher gefiel es mir wirklich gut, dass nicht jeder dem Programm positiv gewogen war, dass viele Skeptiker und "Gegner" zu Wort gekommen sind und somit auch immer die Nachteile in Form von ethischen, moralischen und wirtschaftlichen Problemen thematisiert wurden. Der Roman hat dadurch eine weitere, anspruchsvollere Dimension erreicht und noch mehr an Tiefgang gewonnen. Außerdem war die Handlung dadurch alles andere als vorhersehbar und besonders das letzte Drittel hat einige sehr überraschende Wendungen genommen, die ich zwar nicht vorwegnehmen möchte, aber ich will zumindest sagen, dass sie mich ziemlich geschockt und mitgenommen haben. Trotz der Omnipräsenz des Todes ist das Buch nicht durchweg traurig, sondern durch die vielfältigen Charaktere auch munter und erbaulich. Der Roman regt also sehr zum Nachdenken an und beschäftigt einen auch nach dem Lesen noch eine Weile. Im Endeffekt hat viel mehr in der Geschichte gesteckt, als ich vermutet und erwartet hätte, und eben das spricht für das Buch.

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