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Rezension zu
Die Geschichte einer afrikanischen Farm

Poetisch, unterhaltsam und interessant!

Von: Susanne Probst
20.12.2020

Olive Schreiner war eine südafrikanische Schriftstellerin, die sich für Unterdrückte einsetzte und als eine frühe Vertreterin der Frauenbewegung und als Pazifistin gilt. Sie wurde 1855 geboren und starb 1920. Mit 28 Jahren erschien ihr erster, autobiographisch geprägter Roman, den sie allerdings unter dem männlichen Pseudonym Ralph Iron veröffentlichte. Schon kurz darauf erschien auch die erste deutsche Übersetzung und dieses Jahr wurde er vom Manesse Verlag neu aufgelegt. „Eine afrikanische Farm“ ist ein Roman, der die Themen Sexualität und Schwangerschaft vor der Ehe, Macht von Kirche und Religion gegenüber Frauen und weibliche Emanzipation, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung behandelt. Auf der Handlungsebene geht es um die junge, unverheiratete, kluge, schöne und widerspenstige Lyndall, die zusammen mit ihrer gutmütigen, friedfertigen und bodenständigen Cousine Em, der Tochter der Farmerin Tant’ Sannie und mit Waldo, dem religions- bzw. gotteskritischen Sohn des bibeltreuen Farmverwalters Otto, auf Sannies Farm aufwächst. Es geht um das gemeinsames Aufwachsen von Lyndall, Em und Waldo und um deren Leben vor dem Hintergrund eines kolonialen Farmlebens inmitten der Karoo-Wüste, einer endlosen afrikanischen Steppenlandschaft. Während die unbescholtene, angepasste und treuherzige Em auf der Farm bleibt, geht die wissensdurstige Lyn auf ein Mädchenpensionat und kehrt auch der ruhige und introvertierte Waldo der Farm den Rücken. Lyndall sträubt sich dagegen, konservative Rollenklischees zu übernehmen und will auch als sie schwanger wird nicht heiraten. Sie schwört auf Bildung, Gleichberechtigung und Freiheit. Eine solch‘ willensstarke, rebellische und unangepasste Heldin wie Lyndall, die nicht wenige Konventionen und Normen hinterfragt und über den Haufen wirft, wird heute bewundert. Beim Erscheinen des Romans 1883 löste sie Erstaunen, Aufsehen und wahrscheinlich auch Unmut aus. Noch ein zweiter Punkt zog große Aufmerksamkeit auf sich: es ist dies die Beschreibung und die subtile Kritik an den heuchlerischen Weißen, die einerseits Glauben und Frömmigkeit predigen und andererseits vor Gewalt und Unterdrückung nicht Halt machen. Skandalträchtige Inhalte am Ende des 19. Jahrhunderts! Ich empfehle diesen poetischen, anspruchsvollen und interessanten Roman sehr gerne weiter. Er hat mich gut unterhalten und meinen Horizont erweitert. Genauso, wie es meiner Meinung nach sein soll.

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