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Rezension zu
Untertauchen

Ein besonderes Leseerlebnis

Von: Sally N.
20.12.2020

Sechzehn Jahre ist es her, dass sie ihre Mutter zuletzt gesehen hat. Die Hälfte ihres Lebens hat sie versucht, ihre Kindheit zu vergessen - die Zeit auf dem Fluss, auf einem Hausboot, frei und ungebunden. Die Jahre danach, als ihre Mutter plötzlich weg war und sie bei Pflegeeltern unterkam. Gretel hat nicht aufgegeben, bei Kliniken, Leichenhäusern und Polizeistationen nachgefragt. Dann bringt ein Anruf die beiden wieder zusammen. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Während das Erinnerungsvermögen der Mutter zusehends schwindet, will die Tochter endlich verstehen. Warum wurde sie im Stich gelassen? Was ist damals geschehen, in jenem letzten Winter auf dem Fluss? Das Cover ist eine abstrakte Darstellung einer geheimnisvollen Wasserwelt. Oder doch die verwirrten Gedanken eines demenzkranken Menschen? Ein Leseerlebnis besonderer Art. Rückblickend würde ich Daisy Johnsons Untertauchen nicht so schnell fertig lesen. Ein-zweikapitelweise lesen, etwas sicken lassen und darüber nachdenken, wäre die richtige Vorgehensweise. Die Geschichte lässt sich trotz der komplexen Handlung und Zeit- und Perspektivenwechsel flüssig lesen. Die Autorin hat einen außergewöhnlichen, anspruchsvollen und sprachlich herausfordernden Schreibstil. Ihre bildhafte Erzählungsweise schafft, dass der Leser*innen Traum und Wirklichkeit kaum unterscheiden kann. Die Handlungen der Kapitel mit dem Überschrift „Cottage“ spielen in der Gegenwart, nachdem Gretel ihre verwirrte Mutter bei sich aufgenommen hatte. In dem „Jagd“ hofft man mit Gretel während ihrer vergeblichen Suche nach ihrer Mutter jedes Mal mit. Die Handlungen im „Fluss“ sind Rückblenden von der ihrer nicht so unbeschwerten Kindheit. Trotz wundervolle Details, ist Gretels Geschichte sehr melancholisch und tragisch. Sie behandelt tiefgründige Themen wie Demenz, Selbstverletzung, Gender, verlassen werden und die vergebliche Suche. Jede einzelne Zeile ist durchdrängt mit dem seelischen Schmerz, ohne einen Schimmer Hoffnung. Eine leichte Verwirrung, begleitete mich von Anfang an, die lediglich dazu diente, dass ich immer mehr erfahren wollte. Die Spannung bleibt bis zum Ende erhalten.„Untertauchen“ ist für mich kaum mit den Werken der zeitgenössischen Literatur vergleichbar. Ein Klassiker für die Zukunft, Literatur auf hochbegabter Ebene.

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