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Rezension zu
Der Ruf der Kraniche

Die Suche nach Erklärungen für eine geheimnisvolle Welt

Von: Christian Gerhard aus Japan
30.11.2020

Ich lebe in einem Land, in dem der Kranich nicht nur ein Symbol für Langlebigkeit und Glück ist, sondern wo der Mandschurenkranich mit seinem roten Punkt auf der Stirn eine besondere nationale Bedeutung hat. Das war für mich, der ich eher die Belletristik bevorzuge, eine Brücke, um das Buch zu kaufen. Auf 400 Seiten legt uns ein international anerkannter Kranichexperte die Dokumentation seiner Forschungen in verschiedenen Ländern vor, deren Ausgangspunkt die Beschreibung und Deutung des Rufverhaltens der Kraniche ist. Ich habe die Lektüre genossen. Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Zum einen habe ich Informationen und Einblicke in eine mir vollkommen unbekannte Welt erhalten. Der Leser erfährt, dass bei Auswilderungsprogrammen von Schreikranichen in den USA die Lautäußerungen überlebenswichtig sind, wie spannend es sein kann, den Duettruf von Kranichen aufnehmen zu können, dass Graue Kraniche zur Gruppenbildung übergegangen sind und näher an menschlichen Behausungen leben. Zudem werden im Anhang auch detaillierte Anleitung und Tipps für den Laien zum Aufnehmen von Vogellauten gegeben. All die Forschung und vor allem das Bemühen um Ergebnisse werden geschildert wie ein Abenteuer. Es wird nie langweilig, weil der Leser mitten in den Ereignissen steht, neben dem Autor und dessen persönlich gefärbten Stellungnahmen. Zum anderen hat mich das Buch in Beschlag genommen, weil, wie schon im Titel angedeutet, die Motivation für das Verhalten des Autors überall durchscheint. Die ist bei Dr.Weßling aber nicht einlinig, sondern interessant, da komplex. Es wird für den Leser nachvollziehbar, wie ganz private Erlebnisse zusammenspielen mit einem Faible für die Naturwissenschaften , wie die Suche nach Zusammenhängen und Erklärungen gepaart ist mit einer Liebe zur Natur. Es ist wohl eine tiefsitzende und allgemeine Neugierde des Autors, die ihn befähigt, aus seiner Beschäftigung mit den Kranichen zwanglos einen Bogen zu schlagen zu Problemen des Umweltschutzes und zum denkbaren Funktionieren des tierischen und menschlichen Bewusstseins. Neben dem Fachwissen ist es diese Mischung von Motivationen , die das Buch belebt und durchgehend lesenswert macht. Das Buch schenkt dem Leser eine „Sinfonie von Beobachtungen und Erlebnissen“ (S.265). Für den Fachmann ist es ein „Muß“ wegen seiner wissenschaftlichen Fundierung. Für den Laien ist es ein „Muß“, weil es einen sonst schwer zugänglichen Ausschnitt unserer Wirklichkeit nahe bringt und ihn verknüpft mit unserer weiteren Erfahrenswelt. Nach dem Lesen war ich nicht nur sehr viel klüger, sondern auch ein bisschen weiser.

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