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Rezension zu
Die Erfindung der Flügel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ich gehöre niemandem...

Von: parden
16.05.2015

Die Grimkés gehören zu den einflussreichen Familien in Charleston; der Vater einer zehn- bzw. später elfköpfigen Geschwisterschar übt das Amt eines Richters aus, doch besitzt man selbstverständlich auch Plantagen und die dazugehörigen Sklaven. Auch im Haus selbst arbeiten zahlreiche Leibeigene. Sarah Grimké erhält zu ihrem elften Geburtstag im November 1803 nicht nur ein eigenes Zimmer zugewiesen, sondern auch noch ihre erste Sklavin geschenkt, die 10jährige Hetty, die von von ihrer Mutter Charlotte nur „Handful“ genannt wird. Sarah Grimké lehnt das Geschenk spontan ab, was einen Skandal auf ihrer Geburtstagsparty hervorruft, und wird von ihrer Mutter gezwungen, Entschuldigungsbriefe an sämtliche Damen zu schreiben, die bei diesem Vorkommnis anwesend waren. Der Versuch, Hetty aus dem Sklavenstand zu entlassen, scheitert ebenfalls kläglich, und so versucht Sarah zumindest, Hetty das Leben so leicht wie möglich zu machen. Sie bringt ihr heimlich sogar das Lesen und Schreiben bei, was ebenfalls gegen alle Konventionen verstößt. Gemeinsam und doch in vollkommen unterschiedlichen Welten wachsen die beiden Mädchen heran, und auf ihre Art versuchen beide, aus den bestehenden Konventionen auszubrechen. Hetty, deren Mutter schon eine überaus starke Persönlichkeit besitzt, hat oft den Eindruck, dass Sarah beinahe gefangener ist als sie selbst. Dennoch hat sie sich dem Sklaventum zu beugen, und manch üble Begebenheit widerfährt ihr. Dabei empfindet sie jedoch ihren Status zwar als fremdbestimmt, auch jeder Willkür der Weißen ausgesetzt, doch ihr Innerstes, ihre Persönlichkeit, die empfindet sie als 'frei'. 'Ich gehöre niemandem' ist bis zum Schluss ihre Überzeugung. Sarah dagegen hält den Spagat zwischen ihren Überzeugungen einerseits und den Konventionen andererseits, die sie wie ein zu enges Korsett beherrschen, irgendwann nicht mehr aus. Sie bricht aus, indem sie nach Norden zieht, sich einer Gruppe Quäker anschließt und fortan für die Befreiung und Gleichstellung der Sklaven kämpft. Dem schließt sich schließlich auch ihre jüngere Schwester Nina an, und unversehens kämpfen sie auch für die Rechte der Frauen. Eine ungewöhnliche und fast unmöglich scheinende Freundschaft beschreibt Sue Monk Kidd in ihrem Roman da, eine, die gegen alle Widerstände, Konventionen und Schicksalsschläge zu wachsen beginnt und sich letztlich zu behaupten weiß, auch wenn sich Hettys und Sarahs Leben lange Zeit kaum noch berühren. Dabei bedient sich die Autorin eines ständigen Perspektivwechsels, der dem Hörer sowohl die Welt Sarahs näherbringt als auch das Leben Hettys anschaulich verdeutlicht. Gelesen werden die beiden Charaktere in dem ungekürzten Hörbuch von Inka Friedrich und Bibiana Beglau, wobei mir persönlich die Besetzung der Sklavin Hetty deutlich besser gefiel. Der Klang der Stimme sowie der oftmals fast pragmatische Vortrag passten m.E. hervorragend zu der dargestellten Rolle. Sarah dagegen fand ich oftmals eher farblos und gleichförmig dargestellt, so dass mir diese Passagen zeitweise ein wenig zu langatmig vorkamen. Interessant fand ich die Tatsache, dass diesem Roman wirkliche Personen zugrunde liegen. So gab es die beiden Schwestern Sarah und Angelina Grimké aus Charleston tatsächlich, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts für die Abschaffung der Sklaverei, gegen die Rassentrennung und für die Frauenrechte eingesetzt hatten. Auch eine Sklavin namens Hetty gab es, allerdings ist über sie außer der Tatsache, dass sie jung gestorben ist, fast nichts überliefert. Deshalb ist dieser Part des Romans als fiktiv anzusehen. Insgesamt bietet dieser Roman einen beeindruckenden historischen Einblick darin, wie schwierig es zu Zeiten der Sklaverei war, gegen die damaligen Konventionen zu schwimmen. Ein lebendiges Bild dafür, wie sehr es sich auch lohnt, sich für seine Überzeugungen einzusetzen. Beeindruckend. © Parden

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