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Rezension zu
Regenbeins Farben

Schlecht begonnene Beziehung

Von: Myriade
29.09.2020

Schief begonnen hat meine Beziehung zu diesem Buch. Ich hatte darüber gelesen, dass skurrile Gestalten auftreten und es mir deswegen bestellt. Auf dem Cover las ich dann „herrlich komische Verwicklungen nehmen ihren Lauf“. Ich rechnete also mit einem witzigen Buch und ließ es eine Weile herumliegen, weil ich gerade nicht in der Stimmung für Witziges war Die angekündigten „köstlich witzigen Situationen“ konnte ich beim Lesen allerdings nicht finden. Ganz im Gegenteil sind für mich die Figuren der Handlung großteils eher tragische Gestalten. Vielleicht habe ich auch eine völlig andere Vorstellung von Humor als die Person, die den Klappentext geschrieben hat. Wie auch immer, das Buch hat mir gut gefallen. Die Handlung beginnt und endet auf einem Friedhof, der in der Einflugschneise eines Flughafens liegt. Die dort grabpflegenden Witwen kennen einander aus einem anderen Lebensbereich, aus der Kunstszene. Eine Malerin, die Witwe eines Kunstmäzens und eine Kunstprofessorin und bekannte Kritikerin treffen sich auf dem Friedhof und anderswo. Die Malerin, die viele Jahre nicht an die Öffentlichkeit trat, weil sie von ihrer eigenen Kunst nicht überzeugt war, wird nun von einem bekannten Galeristen, der auf demselben Friedhof Grabpflege betreibt zu einer Ausstellung überredet. Die Autorin hat einen sehr poetischen Schreibstil, der immer wieder einmal ins Surreale kippt und den ich sehr angenehm und fließend zu lesen fand. Die Figuren hatten für mich sehr harte Konturen, sie erinnerten mich an Skulpturen der 1920er und 30er-Jahre, kantig, etwas mechanisch in der Bewegung, psychologisch wenig charakterisiert daher nicht wirklich lebendig werdend. Die Autorin ist sehr weit weg von ihren Figuren, erzählt deren Geschichten aber auf eine Art, die mich angesprochen hat. Die Ausstellung der Malerin Regenbein endet als Fiasko. Nicht wegen der Qualität der Bilder sondern eigentlich weil die Versammelten von der deutschen Geschichte insbesondere der Nazi-Zeit eingeholt und vernichtet werden. Es wird im Klappentext auch darauf hingewiesen, dass es sich um „Verflechtungen deutsch-deutscher Biographien“ handelt. Nachdem die Geschichten teilweise bis vor die Gründung der DDR zurückreichen, fand ich das nicht besonders verblüffend. Das Thema ist für mir als Österreicherin aber auch nicht emotional besetzt, daher kann ich diesen Aspekt des Werks wahrscheinlich auch nicht nachvollziehen. Alles in allem fand ich mich in diesem Buch etwas fremd, schätze aber die lyrisch angelegte Sprache, die surrealen Momente und die Handlung selbst.

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