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Rezension zu
Whisper Network

Wichtiger Roman mit leichten Schwächen

Von: unzensiert♡team
23.08.2020

Sloane, Ardie, Grace und Rosalita arbeiten in verschiedenen Positionen in einer großen Firma. Unter der Hand geht dort eine Liste herum über Männer, vor denen man sich als Frau in Acht nehmen sollte. Als der Posten des CEO neu zu besetzen ist, soll ausgerechnet Ames, der unangenehme Chef, befördert werden. Doch dann taucht sein Name auf der Liste auf – und kurze Zeit später ist er tot ... Whisper Network ist ein spannender Roman, der aktueller wohl kaum sein könnte. Wir beide haben bislang keine Erfahrungen in großen Firmen gesammelt – und nach dieser Lektüre kann man wohl sagen zum Glück, auch wenn vielleicht in den USA das eine oder andere Thema noch krasser gehandhabt wird als hierzulande. Nichtsdestotrotz gibt es genug Berichte und Erzählungen, die belegen, dass Bakers Romaninhalte keinesfalls Fiktion sind. Dabei weist Baker gleich auf mehrere problematische Muster der Arbeitswelt hin: Zum einen die permanente Gefahr sexueller Belästigung, egal an welchem Punkt ihrer Karriere sich eine Frau befindet, zum anderen die Unmöglichkeit, neben einer Karrierefrau auch Mutter zu sein. Das Bild der großen Firmen, die absurde Ansprüche an ihre Mitarbeiter*innen stellen und in denen eine angemessene Work-Life-Balance unmöglich ist, ist uns zwar aus den Medien bekannt, jedoch lässt es uns auch immer wieder fassungslos zurück. In Whisper Network kommt es schließlich zu einem Todesfall – und natürlich Ermittlungen, die wir mittels Zeugenbefragungsprotokollen verschiedener Angestellter mitverfolgen können. Zusammen mit einer sauber konzipierten, sich nur langsam enthüllenden Hintergrundgeschichte erfahren wir immer mehr aus dem Leben der Frauen und ihres Chefs. Interessant war auch die generelle Auseinandersetzung mit der "Warnungsliste". Auch wenn diese nach unserem Empfinden gar keine so ausschlaggebende Rolle in dem ganzen Geschehen gespielt hat, wurde ihr Für und Wider verständlich beleuchtet. Das größte Manko an dem Buch war für uns – neben der eher spannungsarmen Auflösung der Umstände von Ames' Tod – die Darstellung der "Freundschaft" von Grace, Sloane und Ardie. Obwohl diese seit Jahren befreundet zu sein scheinen, hat uns die Geschichte kein Gefühl von Vertrautheit, Verbundenheit oder gar echter Zuneigung vermittelt. Das wäre auch ok gewesen, wenn die drei als Bekannte oder Kolleginnen bezeichnet worden wären. Da sie aber explizit als enge Freundinnen vorgestellt wurden, stießen uns die Unehrlicheit und Verhaltensweisen, die man umgangssprachlich gerne als "Stutenbissigkeit" bezeichnet, sauer auf. In Anbetracht des Themas kam uns das besonders absurd und irritierend vor. Auch das Element des "Chors" hat uns nicht ganz überzeugt und stellenweise eher irritiert. Hierbei handelt es sich um kurze eingeschobene Textpassagen, welche nicht im Zusammenhang mit der Handlung stehen, in denen vielen Frauen gemeine Probleme reflektiert bzw. vorgetragen werden. Äußerst lesenswert ist übrigens das Nachwort, in dem die Autorin ihre eigenen Erfahrungen sowie ihre Motivation für den Roman schildert. Ein wichtiges Buch, aber auch anstrengend zu lesen und mit einer für uns nicht ganz befriedigenden Auflösung und einigen Schwächen. Daher gibts von uns 3 1/2 Sterne und eine Empfehlung für thematisch Interessierte.

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