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Rezension zu
Die Frau mit den zwei Gesichtern

Eine starke Frau zwischen geschlechtlicher Unterdrückung und Clankriegen

Von: Darki_Cosplay_and_Arts
26.07.2020

Eine Sache gleich vorweg: dieses Buch ist nichts für Menschen, die sich grade in schlechten, emotionalen Situationen befinden. Warum? Die Sprache strotzt nur so vor Negativität, Aggressivität und Resignation. Ich habe beim lesen sehr schnell gemerkt, wie sauer mich das gemacht hat, dass durchweg alle Figuren nur einen boshaften und/ oder menschenverachtenden Umgangston pflegten. Daraufhin habe ich mir die Frage gestellt, wie ich darauf reagiert hätte, wenn es mir selbst grade psychisch nicht gut geht und ich weiß, dass es mich noch mehr in die Hoffnungslosigkeit gezogen hätte. Natürlich passt die Sprache sehr gut in diese Geschichte und das, was sie zeigen will. Sie führt uns in eine Welt in der Frauen nicht mehr als gefügige Sklaven des Patriarchats sind und Familienclans so viel Angst und Schrecken verbreiten, dass die Justiz und die Gesetzeshüter machtlos sind. Und das nicht irgendwo auf der Welt, sondern im Herzen Deutschlands - in Berlin. Dabei ist es eine sehr schmale Gradwanderung zwischen Rassismus und Vorurteilen auf der einen Seite und Aufklärung bzw. Aufdeckung von täglichen Missständen auf der anderen. Hier begegnet der Leser einer Umgebung wo wir gerne  entweder wegschauen, weil wir das nicht wahrhaben wollen oder die wir als allgemeingültige Ausrede für unseren Ausländerhass missbrauchen. Die Geschichte hat mich sehr zum Nachdenken angeregt, weil sie eben so sehr aufwühlt. Aber sie hat auch ein paar Schwächen. Zu früh aufgedeckte Geheimnisse zum Beispiel, bei denen der Leser schon vor den Figuren weiß, was Sache ist und wo viel mehr Spannung hätte erzeugt werden können. Oder wiederkehrende Beschreibungen bzw. Gesprächsauszüge, die schon benutzt wurden und somit beim zweiten Mal lesen unangenehm auffallen. Dennoch besticht das Buch durch seine kurzen Kapiteln und klaren Zwischenhandlungen mit einem angenehmen Lesefluss und weckt Interesse an der Handlung. Wer sich also von verbalen Abgründen, Hass und unangenehm wahren Geschichten nicht abschrecken lässt und zudem noch starke Frauen als Protagonisten mag, der sollte diesem Buch auf jeden Fall eine Chance geben.

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