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Rezension zu
The Hate U Give

Leider so aktuell wie zum Erscheinungstag. Lest es!

Von: faanielibri
10.06.2020

Kann ein Buch die Welt verändern? Als Angie Thomas ‚The Hate U Give‘ 2017 veröffentlicht hat, wurde der Roman für seine Aktualität gelobt, für seine so authentische Reflexion der amerikanischen Gesellschaft. Die Autorin hat sich dabei von zwei Ereignissen inspirieren lassen. Als Kind wurde sie Zeugin einer Schießerei zwischen Drogendealern und als der 22jährige Oscar Grant an Neujahr 2009 von Polizisten getötet wurde, hat sich Angie Thomas hingesetzt und ihre Wut und ihre Frustration von der Seele geschrieben. Sie schreibt über Khalil, der ein bißchen wie Oscar ist. Und über Starr, die ein bißchen wie sie selbst ist. Über die Jahre, die zeigten, dass Oscar Grant kein Einzelfall ist und inspriert von der ‚Black Lives Matter‘-Bewegung hat sie ihre ursprünglich als Short Story angelegte Geschichte zu einem Roman ausgebaut. Und dieser ist leider auch elf Jahre nach Oscar Grants Tod immer noch traurige Wahrheit und so aktuell wie zum Erscheinungstermin. Angie Thomas erzählt die Geschichte der 16jährigen Starr, die in zwei Welten aufwächst, die unterschiedlicher nicht sein können. Sie lebt in einem schwarzen Viertel, in dem Gangs das Sagen haben und Drogendeals an der Tagesordnung stehen. Durch ein prägendes Erlebnis in Starrs Kindheit werden sie und ihre Geschwister auf eine Privatschule geschickt, die überwiegend weiße Schüler besuchen. Als Khalil, ihr bester Freund aus Kindheitstagen, von einem Polizisten erschossen wird, steht sie vor der Entscheidung: hat sie den Mut, für ihren Freund die Stimme zu erheben? Hat sie den Mut für alle Schwarzen, die ungerecht behandelt, gedemütigt und wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, aufzustehen und zu kämpfen? Die ersten paar Seiten hatte ich ein paar Probleme mit der Umgangssprache, die verwendet wird. Im Buch selbst wird sie als „Ghetto-Slang“ bezeichnet, den Starr nur in ihrer „Hood“ benutzt. Denn um in ihrer Schule nicht als „Ghetto-Bitch“ abgestempelt zu werden, achtet sie dort sehr auf ihre Worte und deren Aussprache. Doch mit der Zeit gewöhne ich mich an die vielen jugendlichen Ausdrücke, haben es doch einige auch in die Sprache deutscher „Kids“ geschafft. Und auch wenn ich mir schon von Anfang an gedacht habe, in welche Richtung das Buch gehen wird, hat es mich so unglaublich gefesselt, berührt und bewegt. Ich habe die Ohnmacht gespürt, die Starr und ihre Familie fühlten, als über die Ermordung Khalils Lügen erzählt wurden, als die Wahrheit so verdreht wurde, dass Khalil nicht mehr das unschuldige Opfer ist, das er war. Ich habe den Atem angehalten, als Polizisten gegenüber Starrs Vater ihre Macht demonstrieren. Und ich habe traurig den Kopf geschüttelt, als die Entscheidung des Geschworenengerichts verkündet wird. ‚The Hate U Give‘ ist aber nicht nur ein Buch über einen Mord an einem jungen Mann und die Ungerechtigkeit, die daraus resultiert. Es ist auch die Geschichte einer jungen Frau, die erwachsen wird und für ihre Ideale und Überzeugungen eintritt. Die mehr denn je merkt, wie ungerecht das Leben ist, wie unfair und schwierig. Aber auch, dass ihre Stimme eine Waffe ist und sie sich nicht für ihre Herkunft schämen muss. Und es ist ein Buch, das den Alltag in einer Familie zeigt, deren Mitglieder gerne rappen, singen und tanzen, Basketball und Videospiele spielen, albern sind, sich streiten und wieder versöhnen, Scheiße bauen und sich dafür entschuldigen, blöde Sprüche reißen und eifersüchtig sind, Zukunftsträume haben und auch mal fluchen. Ganz normal also oder? Ich verstehe nun noch besser, warum Menschen auf die Straße gehen. Warum sie mit solcher Vehemenz darauf aufmerksam machen, dass schwarze Leben zählen. Denn es ist nötig. Nicht nur in den USA, auch bei uns in Deutschland werden Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, aber auch aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Religion beschimpft, geschlagen, getötet. Und ich frage mich: Wie kann das sein? Wie kommt man auf die Idee, andere Menschen als minderwertig zu betrachten? Wer hat ihnen das eingeredet? Wer hat ihnen gesagt, dass sie andere Menschen so behandeln dürfen? Fragen, die ich nie werde beantworten können. Aber was ich tun kann, ist darauf aufmerksam machen. Was ich tun kann ist, zu sagen: Lest dieses Buch. Es wird zwar nicht die Welt verändern. Aber vielleicht kann es zum richtigen Zeitpunkt zum Nachdenken anregen und dadurch die Welt ein bißchen besser machen. 5 Sterne.

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