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Rezension zu
Lieber Dietrich ... Dein Jürgen

Bonhoeffers Gedanken in unserer Zeit

Von: Marianne
27.05.2020

„Ich habe ihm geschrieben. Einfach so. Weil er an uns geschrieben hat. Na ja, nicht wirklich uns. Seine Briefe und Gedichte aus der Haft waren für seine Eltern bestimmt. Für seine Verlobte. Für Mitgefangene. Und für seine Freunde. Aber einer von ihnen, Eberhard Bethge, hat sie später veröffentlicht. So sind sie auch Briefe für uns geworden. Für mich.“ So beginnt dieses berührende Buch. Es enthält etwa dreißig Briefe und Gedichte Dietrich Bonhoeffers, die in seiner zweijährigen Haft entstanden sind. Und diese Texte bewegt Jürgen Werth in seinem Herzen, und er stellt sich vor, er könnte Bonhoeffer antworten. In seinen Briefen tröstet Bonhoeffer seine Eltern. Er versucht das Beste aus seiner Haft zu machen, und schreibt mehrmals, dass er auch in seiner Gefängniszelle weiter arbeiten kann und es ihm gut geht. Anfangs geht er davon aus, dass er bald wieder entlassen wird, doch nach zwei Jahren wird er, kurz vor Kriegsende, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Jürgen Werth ist, wie Bonhoeffer, ein Dichter. Er geht oft nur auf ein oder zwei Aussagen in den Briefen ein und schafft einen Bezug zu unserer Gegenwart. Im Gegensatz zu Bonhoeffer weiß er, dass der mutige Pastor nie mehr in Freiheit sein wird. Manche Aussagen Bonhoeffers wirken in Zeiten der Corona-Krise merkwürdig aktuell. So schreibt er, „Die Situation als solche, d.h. der einzelne Augenblick, ist ja vielfach gar nicht so anders als anderswo, ich lese, denke nach, arbeite, schreibe, gehe auf und ab, - und auch das wirklich ohne mich wie der Eisbär an den Wänden wund zu reiben, - und es kommt nur darauf an, sich an das zu halten, was man noch hat und kann – und das ist immer noch sehr viel – und das Aufsteigen der Gedanken an das, was man nicht kann, und d.h. den Groll über die ganze Lage und die Unruhe in sich niederzuhalten.“ Dieses Buch enthält tiefsinnige und wertvolle Gedanken von beiden Schreibern, Bonhoeffer und Werth. Beim Lesen ist der Wechsel zwischen den beiden manchmal etwas schwierig. Dadurch, dass oft nur ein oder zwei Aspekte aus Bonhoeffers Briefen von Werth aufgegriffen werden, kommt in den Betrachtungen manchmal genau das zu kurz, was den Leser im Brief Bonhoeffers berührt hat. Fazit: Ein Buch zum Verweilen und Nachsinnen, mit wertvollen Texten von zwei christlichen Denkern und Dichtern. Trotz der Jahrzehnte, die die beiden Autoren trennen, überwiegt das Gemeinsame. Sehr zu empfehlen!

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