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Rezension zu
All das zu verlieren

All das zu verlieren

Von: echo_books
27.04.2020

Adèle könnte eigentlich glücklicher nicht sein. Sie hat einen Mann, einen kleinen Sohn und wohnt in einem Pariser Schickeria-Viertel. Nach außen hin erscheint alles perfekt, aber nur, weil Adèle dieses glückselige Familienporträt als Deckung benötigt um ihre eigentliche Identität zu verbergen. Denn Adèle führt ein Doppelleben und ihre Nymphomanie bestimmt all ihr Handeln. Sie trifft sich zwischen Tür und Angel mit Männern, das Äußere dieser ist ihr dabei völlig egal. Im Gegenteil, je vulgärer ihre Männer aussehen, desto besser. Immer nur kurz hält die Befriedigung an und man hetzt als Leser*in hinter Adèle her, die auf der Suche nach einem neuen Kick ist. Ich musste an das Verhalten autoaggressiver Menschen denken, die sich erst richtig spüren, wenn sie sich Verletzungen zufügen. Man ahnt direkt zu Beginn der Geschichte, dass dieses Doppelleben nicht ewig so weitergehen kann, dass Adèle auf ein Unheil zusteuert und es einen großen Knall geben wird. Irgendwie bangt man doch um sie als man ihre ausweglose Lage erkennt und merkt, dass sie einfach nicht aus ihrer Haut kann. Sympathisch ist diese Figur trotz allem nicht, sie ist egoistisch und angeödet von allen Menschen, denen sie begegnet. Ja, nicht nur das, sie fühlt sich teilweise überlegen und das ist meiner Meinung nach auch das Perfide an diesem Buch. Adèle ist einfach kein sympathischer Mensch, mit dem man tatsächlich großes Mitleid empfinden würde und trotzdem fühlt man ihren Schmerz und ihr ausgezehrtes Inneres. Sie macht wütend und traurig zugleich, lässt einen fassungslos zurück. Slimani schreibt aus Sicht von Adèle und ihrem Mann und ich finde, letzterem hätte gar nicht bedurft. Auch so war die ganze Tragweite der Handlung zu spüren. Es war stellenweise wirklich harte Kost, ich musste das Buch immer mal wieder weglegen, um eine Pause einzulegen und über das Gelesene nachzudenken. Aber genau das schätze ich einfach so an Büchern: Wenn sie wehtun, zum Nachdenken anregen und auch mal unbequem sind.

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