Rezension zu
The Story of John Nightly
Ein Meisterwerk mit Schwächen
Von: Ro_KeMit „The Story of John Nightly“ entwirft der Autor, Plattenproduzent und somit Branchenkenner Tot Taylor das fiktive Leben des Songwriters/Künstlers John Nightly und platziert dieses, sehr überzeugend und plastisch dargestellt, in die englische Popkulturszene der 60er bzw. 70er Jahre. Hierbei beeindruckt Taylor durch eine geradezu unfassbar genaue, weit umfassende Recherche und interessanten realen Verweisen/Einflüssen, wodurch sich der kometenhafte Werdegang und Absturz seines Protagonisten wie selbstverständlich in diese Zeit einfügt und mir das Gefühl vermittelt wurde, in realen Memoiren zu blättern. Was mir jedoch weniger gefallen hat, ist die nicht chronologische Erzählweise, wodurch es leider oft zu Spannungseinbrüchen und dem Verlust des Orientierungsfadens kommt. Zudem hat sich der Autor dafür entschieden John Nightlys spätes Hobby „Gärtnern“ durch seitenlange begleitende Gartenkulturkalender-Einträge in den Fokus zu rücken und auch alles rund um das von Nightly mit großer Faszination betrachtete Thema „Gezeitenwechsel“ wirkt im Handlungsverlauf oft überladen. Auch wenn dadurch dem Charakter natürlich weitere Facetten verliehen werden, stoßen diese aber bei mir auf geringes bis gar kein Interesse. Als nettes „Gimmick“ betrachte ich dafür aber die eingefügten Rezepte zu Bratkartoffeln und Haschisch-Konfekt - was immer sich der Autor dabei auch gedacht hat. Eine abschließende Bewertung fällt mir diesmal nicht leicht, denn je nach Betrachtungswinkel kann man in diesem Werk sicher ein Meisterwerk finden, das für mich aber deutliche erzählerische Schwächen aufweist. Somit empfehle ich diesen Künstlerroman allen, die ein großes Interesse an Englands Musikszene der 60er/70er Jahre besitzen und sich auf Begegnungen mit deren Ikonen freuen. Wer einen spannend erzählten Roman erwartet, der könnte enttäuscht werden.
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