Rezension zu
Mittagsstunde
Wie sich zwei Generationen auseinanderleben und wieder zueinander finden
Von: WeltenfuchsIn den letzten Tagen habe ich ein kleines Resümee meines Lesejahres gezogen und bin dabei an einem Roman hängen geblieben, den ich (Premiere) ausnahmsweise nicht gelesen, sondern gehört habe: "Mittagsstunde" von Dörte Hansen. In diesem Buch behandelt die Autorin ein Thema, welches mich selbst wohl etwas zu sehr beschäftigt, als es mich meines Alters entsprechend beschäftigen sollte. Das Aussterben alter Dorfstrukturen, die viel zu schnelle Urbanisierung und der damit verbundene rasende Gesellschaftswandel. Der Roman ist eine Bilanz, die unter dem letzten Jahrhundert gezogen wird und gleichermaßen das Portrait zweier Generationen, die einander fremd geworden sind: Die "Alten", die von der modernen, immer digitaleren Gesellschaft nicht mehr mitgenommen wurden und die "Jungen", die euphorisch und unverbraucht den Wandel begrüßt haben und nun nicht mehr zurück zu ihren Wurzeln finden. Mit Hannelore Hoger als Vorleserin gewinnt die Erzählung an Ruhe, die dem hektischen Leser eventuell entgangen wäre. Ich habe mich ein bisschen so gefühlt, als würde ich zur Mittagszeit in der stillen Küche bei meiner Oma sitzen und ihren Kindheitserinnerungen lauschen. Selbst wenn ich "in Wirklichkeit" am Bahnhof in der Stadt stand und auf meinen (überfüllten) Zug wartete. Die Worte haben mich auf eine seltsam vertraute Art und Weise berührt mich nachdenklich zurückgelassen. Schaffe ich es, meine Wurzeln zu pflegen und gleichzeitig nicht den Anschluss in dieser sich rasend schnell verändernden Welt zu verpassen?
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