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Rezension zu
Der zweite Schlaf

Der zweite Schlaf (Robert Harris)

Von: Poldi
11.12.2019

Der junge Priester Fairfax soll in einem Dorf das merkwürdige Ableben seines Kollegen aufklären, dessen Unfalltod ebenso ein heimtückischer Mord sein könnte. Bei seinen Untersuchungen findet er bald heraus, dass dieser sich mit unerlaubten Dingen aus der Vergangenheit beschäftigt. Besonders Gegenstände aus Plastik scheinen es ihm angetan zu haben. Fairfax weiß, dass er sich auf einem sehr schmalen Grat befindet, ist aber ebenso fasziniert von dieser längst vergangenen Zeit... Robert Harris war bislang vor allem für seine sehr gut recherchierten historischen Romane bekannt, hat für „Der zweite Schlaf“ aber den genau gegenteiligen Weg gewählt und die Handlung einige hundert Jahre in die Zukunft versetzt. Die Grundstimmung ist dabei äußerst dystopisch, der Untergang der modernen Zivilisation und die Rückkehr zu einer sehr rigiden Gesellschaftsform wissen den Leser gleich zu fesseln. War Harris bei seinen früheren Werken in das Korsett tatsächlicher Ereignisse und historischer Gegebenheiten eingeengt, konnte er sich hier in den Grundzügen frei entfalten und nutzt dies auch aus. Der Leser wird durch seine lebendigen, detaillierten Beschreibungen in die düstere Welt hineingezogen und erlebt dabei auch einen Blick auf die heutige Gesellschaft aus einer ganz anderen Perspektive. Ein großer Teil der Handlung konzentriert sich auf eben diese Aspekte, der eigentliche Kriminalroman tritt dabei häufig in den Hintergrund. Das macht auf mich zwar einen tempoarmen, aber immer noch sehr unterhaltsamen Eindruck. Zu lesen, wie sich Harris die Welt in einigen Jahrhunderten vorstellt, hat mich sehr überzeugt. Weniger gelungen fand ich hingegen das letzte Drittel des Romans, der in einem viel zu hohen Tempo und mit einigen Logiklücken versehen nicht die hohe Dichte des Szenarios halten kann. Die einzelnen Elemente kommen nicht so recht zur Geltung, ebenso wie die vorher so sorgsam aufgebauten Charaktere zu Statisten zu werden scheinen und völlig hinter das Konstrukt der Handlung zurücktreten. Das ist umso bedauerlicher, da auch die Stimmung deutlich nachlässt – bei mir als Leser wurden einfach andere Erwartungen geweckt, ich wollte eher tiefer in die Welt eintauchen, als ein so schnell wirkenden Ende präsentiert zu bekommen. Start und Mittelteil sind dem Autor wirklich sehr gelungen, ausgerechnet zum Finale scheint ihm aber die Luft auszugehen. Der Roman wirkt dann so, als hätte Harris die Geschichte noch schnell zum Ende bringen wollen, wobei noch einige lose Fäden übrig geblieben sind. Deswegen hat „Der zweite Schlaf“ eher zwiespältige Gefühle in mir geweckt, da der überwiegende Teil aber sehr lesenswert für mich war, bin ich insgesamt eher positiv gestimmt.

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