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Rezension zu
Forderung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Was viele Thrillerautoren falsch verstehen:

Von: der Michi
24.10.2019

Man braucht nicht unbedingt ein spannendes Thema. Man muss es packend und glaubwürdig erzählen können! Kaum jemand anderem hätte man zugetraut, dass ausgerechnet Studienkredite als Motiv taugen, doch Grisham kann es. Schon die sich am Anfang abzeichnenden Verwicklungen um eine Bank, die gleichzeitig hoch verzinste Bildungskredite vermittelt und darüber hinaus indirekt Gesellschafterin einer unnützen überteuerten Privatuni zu sein scheint, erzeugen eine potenziell ausweglose Situation, der nicht alle der Hauptfiguren gewachsen sind. Eine Tragödie später schlagen die jungen Beinahe-Anwälte mit nicht ganz legalen Methoden zurück und praktizieren einigermaßen lukrativ ohne Zulassung. Grisham räumt im Nachwort wie üblich zwar einen großzügigen Umgang mit den realen Gepflogenheiten im Rechtssystem ein, man möchte ihm trotzdem gern glauben, dass die Klage oder auch die Androhung einer solchen nach Colts und Gewehren die Lieblingswaffe aller Amerikaner ist. Selbst Mandanten, die sich einen Anwalt nicht leisten können, werden mit lukrativen Versprechungen zu Sammelklagen oder teuren Verfahren überredet, auch wenn sie ihren Anwalt danach nie wieder sehen. Da liegt es eigentlich nahe, aus den drei gebeutelten Studenten die eigentlichen Antagonisten der Geschichte zu zimmern, doch so weit lässt es der Autor nicht kommen. Der eigentliche Gegner ist stets das Finanz- und Rechtssystem der USA, in dem dank des unüberschaubaren bürokratischen Apparats für Bankiers und Anwälte nahezu alles möglich ist - solange man sich nicht erwischen lässt. Die Frage, ob das alles gut gehen kann, treibt die Handlung stets voran, denn je unverschämter Zola, Todd und Mark vorgehen, desto höher wird auch das Risiko. Am Ende muss man die Konsequenzen ziehen, wenn auch anders als vielleicht anfangs vermutet. Das Trio ist letztlich Gewinner und Verlierer zugleich, hat in jedem Fall einige Gegenspieler mächtig ins Schwitzen gebracht und noch mehr als das. Die schiere Unglaublichkeit der dennoch glaubwürdig beschriebenen Vorgänge lässt die gut vierhundertseitige Lektüre schnell vergehen. Erst am Ende merkt man, dass man über zwei der drei Hauptfiguren fast nichts tiefer gehendes erfährt. Überhaupt ist Charakterzeichnung in "Forderung" eher Nebensache, denn richtig gut ist Grisham vor allem dann, wenn er scheinbar staubtrockene Themen ganz ohne reißerische Aufmacher in einen trotzdem spannenden Roman verwandelt. Da können sich viele Kollegene eine dicke Scheibe abschneiden. Originaltitel: "The Rooster Bar"

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