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Rezension zu
Die Erfindung der Flügel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Freiheit und Sklaventum

Von: Martinas Buchwelten
17.04.2015

Schon vor Jahren (vor meiner Bloggerzeit) habe ich Sue Monk Kidds Buch "Die Bienenhüterin" gelesen. Es spielt ebenso in der Heimat der Autorin, den Südstaaten der USA. Und wie wir alle wissen, war gerade der Süden der Staaten geprägt vom Sklavenhandel. Jeder Plantagenbesitzer besaß eine Vielzahl Schwarzer, die er meistens unter unmenschlichen Bedingungen wie Vieh hielt. Auch in "Die Erfindung der Flügel" geht es primär um das Thema Sklavenhaltung. Charlston 1803: Die elfjährige Sarah Grimké, Tochter eines großen Plantagenbesitzers, bekommt zum Geburtstag eine eigene Kammerzofe. Die zehnjährige Hetty "Handful" soll ihr zur Hand gehen, doch Sarah verweigert eine eigene Sklavin. Sie hasst die Sklaverei und beginnt bereits in jungen Jahren dagegen aufzubegehren. Doch ihre Eltern dulden ihren Widerstand nicht. Handful wird dadurch eher zu einer Art Freundin der Plantagentochter und Sarah bringt ihr verbotener Weise das Lesen bei. Beide Mädchen träumen von einer Freiheit, die für sie unmöglich ist. Sarah scheitert an der Zeitepoche, in der sie lebt, denn sie möchte die Sklaverei abschaffen und Anwältin werden. Sie interessiert sich brennend für das Thema und lernt verbotener Weise mit ihrem Bruder Thomas dessen Schulstoff mit. Und Hetty Handful träumt von der Freiheit und einem eigenen Leben, das ebenfalls zu diesen Zeitpunkt für Schwarze noch unerreichbar war. Sarah eckt im Laufe der Jahre immer mehr mit ihren Ideen in der Gesellschaft an. Dadurch wird es für sie unumgänglich die Heimat zu verlassen. Und so ist sie bereit, in eine ungewisse Zukunft zu gehen, um sich selbst und ihre Ideen zu verwirklichen. Mit ihrer kleinen Schwester Nina hat sie eine Seelenverwandte gefunden bzw. herangezogen, die noch härter gegen die Sklaverei vorgeht als sie. Die Geschichte der beiden Mädchen wird abwechselnd aus der Sicht von Sarah und Handful geschildert und der Roman in sechs Teile mit Zeitabschnitten geteilt. Diese Zeiteinteilungen beginnen im Jahr 1803 und enden 1838. Über diesen Zeitraum bleibt die Freundschaft der beiden Mädchen mehr oder weniger bestehen. Die erste Hälfte, die von den Schicksalen der beiden Mädchen in Charlston erzählen, hat mich begeistert. Hier geht es alleine um Sarah und Handful und um ihr Leben als Kinder bis zum heiratsfähigem Alter. Die Verbundenheit der beiden Mädchen, die ein total konträres Leben führen, wurde in einer sehr bidlhaften und atmosphärischen Sprache erzählt. Diese selbstverständliche Grausamkeit gegenüber den Sklaven hat mich sehr berührt. Oft wurden diese schlimmer als Tiere behandelt und ihnen jegliches menschliche Gefühl abgeschworen. Auch die Geschichte von Handfuls Mauma und die Bedeutung des Quiltes, den sie näht, der mit ihrer Lebensgeschichthe verbunden ist und eine alte Tradition birgt, hat mich sehr berührt. Der weitere Verlauf der Geschichte hat mich dann leider nicht mehr komplett überzeugen können, auch wenn es sich hier teilweise um eine wahre Geschichte handelt. Denn die Schwestern Grimké hat es wirklich gegeben und waren berüchtigte Frauenrechtlerinnen, die sich energisch für die Anti-Sklaverei-Bewegung eingesetzt haben. Und diese wahren Begebenheiten um die Grimké-Schwestern hat die Autorin mit Handfuls fiktiver Geschichte geschickt verknüpft. Ebenfalls in diesem Teil des Romans ließ die Spannung etwas nach, die Geschichte plätscherte vor sich hin und der religiöse Teil war mir eindeutig zu viel. Sarah konventiert zur Quäker-Gemeinde, um später gemeinsam mit ihrer Schwester Nina wieder die Religion zu wechseln. Sarah versucht dadurch den Zwängen der Gesellschaft zu entfliehen und sich selbst zu verwirklichen, doch auch in der Quäkergemeinschaft gibt es Regeln und Pflichten, denen sie sich stellen muss. Trotzdem berühren sowohl die Geschehnisse, als auch die Charaktere und man denkt nach Beenden des Buches noch länger über all diese Greueltaten der Menschheit in der Vergangenheit nach. Schreibstil: Der Schreibstil war sehr flüssig und gut zu lesen. Gefallen haben mir die verschiedenen Sprachweisen, je nach dem gerade Sarah oder Handful erzählt. Sarah hat ein Sprachproblem und stottert manchmal. Diese Störung kommt in Phasen und hält bis ins Erwachsenenalter. Auch Handful spricht nicht fließend Englisch, was der Leser ebenso mitverfolgen kann. So wirken die Erzählungen sehr autent. Fazit: Eine wunderbare Geschichte rund um die Zwänge des Menschen, seine Träume und die Grausamkeit des Sklaventums, verpackt in einem Roman um zwei Frauen und deren Leben. Wegen den für mich nicht so überzeugenden Mittelteil vergebe ich statt 5 "nur" 4 Sterne.

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